Von Hubert Gigler
Der ÖFB nennt sich auch heute immer noch Fußball-bund, wiewohl er auf personeller Ebene zu einer losen Anhäufung von Individuen abgewirtschaftet zu haben scheint. Es sind Aussagen eines Landesfürsten, die nun für zusätzliche Unruhe in der ohnehin schon zerschlissenen Funktionärs-gesellschaft sorgen. Der niederösterreichische Verbandschef Johann Gartner hatte in einem Interview mit der „Kronen Zeitung“unter anderem von Gruppenbildung im Nationalteam und der Weigerung David Alabas gesprochen, sich an die Vorgaben des Teamchefs Marcel Koller zu halten. Gartner berief sich dabei auf die Analyse des inzwischen dienstfrei gestellten Sportdirektors Willi Ruttensteiner. iese Aussagen lösten in mehrfacher Hinsicht Widerspruch aus. Teamkapitän Julian Baumgartlinger meinte, dies gehe „fast in Richtung Verleumdung“, und Öfbpräsident Leo Windtner störte sich daran, dass Interna in die Öffentlichkeit getragen werden. Letzterer wollte die Inhalte nicht kommentieren, doch Recherchen ergaben, dass Ruttensteiner dies offenbar gar nicht so dargestellt hat. Vielmehr war der Oberösterreicher konkret auf David Alaba angesprochen worden und hatte dann lediglich erklärt, er selbst hätte vielleicht den Bayern-legionär anders eingesetzt, allerdings versehen mit dem Zusatz, dass die Letztentscheidung beim Teamchef liege. Und der Begriff „Gruppenbildung“soll ebenso wenig gefallen sein.
Hätte der Ex-sportdirektor tatsächlich solche Erklärungen abgeliefert, sähe er sich mit dem Vorwurf konfrontiert, Koller in den Rücken gefallen zu sein, um seine eigene Haut zu retten. Ruttensteiner wollte dazu nichts mehr sagen, betonte aber gegenüber der Kleinen Zeitung, dass er mit dem scheidenden Teamchef auch weiterhin das
D„beste Einvernehmen“haben werde. „Ich blicke nur noch in die Zukunft.“oller selbst stellte Gartners Behauptung vollkommen in Abrede. „Ich habe David Alaba dort aufgestellt, wo ich es für richtig hielt. Und er wollte auch im Mittelfeld spielen, eine Weigerung hat es nicht gegeben“, erklärte der Schweizer mit genannten Aussagen konfrontiert. All diese Erkenntnisse legen die Vermutung nahe, dass Gartner wohl eine möglichst plausible Begründung für sein Wahlverhalten abliefern wollte. Der Niederösterreicher gehörte zu den acht Präsidiumsmitgliedern, die sich für Peter Schöttel und damit gegen Willi Ruttensteiner aussprachen. Die weiteren Schöttel-befürworter waren Robert Sedlacek (Wien), Gerhard Milletich (Burgenland), Herbert Hübel (Salzburg), Josef Geisler (Tirol) sowie die drei Bundesliga-vertreter Hans Rinner, Markus Kraetschmer und Erwin Fuchs. Zur Ruttensteiner-liga gehörten Wolfgang Bartosch (Steiermark), Klaus
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