Island geht mit Wanderschuhen nach Russland
Island fährt als einwohnermäßig kleinstes Land aller Zeiten zu einer Wm-endrunde. Das legendäre „Huh“wird in Russland zu hören sein. Auch Frankreich und Portugal sicherten sich Endrunden-tickets. Aus für die Slowakei als schwächsten Zweiten.
Es ist das an Einwohnern kleinste Land aller Zeiten, das es jemals zu einer Fußball-wm geschafft hat. Islands jüngste Erfolgsgeschichte ist um ein spektakuläres Kapitel reicher und der mittlerweile legendäre Wikinger-schlachtruf „Huh“wird auch kommenden Sommer in Russland zu hören sein. Dabei haben die Isländer alles andere als eine einfache Gruppe zu überstehen gehabt. Der Außenseiter, der schon bei seiner Em-premiere im Vorjahr in Frankreich für Aufsehen gesorgt hatte, ließ Kroatien, die Ukraine und die Türkei hinter – beachtlich für ein Land mit lediglich 340.110 Einwohnern (Stand März 2017). „Wir können stolz auf uns sein“, sagte Offensivstar Gylfi Sigurdsson, der in der Premier League bei Everton sein Geld verdient. Ansonsten fehlen dem Team die großen Namen. Das macht Island aber längst mit anderen Tugenden wett. Sigurdsson und Co. haben bewiesen, dass der Em-viertelfinaleinzug keine Eintagsfliege war. „Das ist so verrückt. Meine Gedanken sind überall“, rang Teamchef Heimir Hallgrimsson nach Worten. Der gelernte Zahnarzt vergaß aber auch in der Stunde des großen Triumphes nicht, die Aufbauarbeit seines Vorgängers Lars Lagerbäck zu würdigen. „Wir haben ihn gebraucht. Er hat die Basis dessen geschaffen, was wir hier machen“, sagte der frühere Assistent des Schweden, der sich 2016 aus Island verabschiedet hatte.
Seit dem verlorenen Relegationsduell mit Kroatien für die WM 2014 hat Island eine bemerkenswerte Entwicklung genommen. Vorläufiger Höhepunkt ist die erste Wm-teilnahme. „Wir haben den Berg ersich klommen und blicken nun zum nächsten“, beschrieb Hallgrimsson die Situation. „Wir ziehen unsere Wanderschuhe an und gehen los.“Naturverbunden sind sie, die Isländer.
Staatspräsident Gudni Johannesson hob die gesellschaftliche Bedeutung des historischen Momentes hervor. „Dieser unglaubliche sportliche Erfolg tut dieser Nation so gut“, sagte der Bruder von Österreichs Handball-teamchef Patrekur Johannesson. Das Land sei in vielen Dingen gespalten. „Deshalb ist es großartig, dieses Team zu haben, das uns vereint.“