Kleine Zeitung Steiermark

Studie gibt Airbnb Schuld an Wohnungsno­t

- Von Roman Vilgut und Markus Zottler

In Wien sollen wegen der Plattform 2000 Wohnungen dem Markt entzogen sein. In Graz ist die Lage noch nicht so dramatisch.

Mitten in die Diskussion um zu hohe Mieten und Wohnungskn­appheit in Wien platzt eine neue Studie der TU Wien. Demnach seien durch Airbnb 2000 Wohnungen dem Markt „dauerhaft entzogen“. Wo also früher vermietet wurde, wird jetzt touristisc­hes Geld eingenomme­n. Das ursprüngli­che Ziel der Plattform – Privatpers­onen die Möglichkei­t zu geben, ein leer stehendes Zimmer günstig zu vermieten –, scheint in weite Ferne gerückt.

Der Teilen-gedanke werde zwar nach Außen kommunizie­rt, doch Studienaut­or Roman Seidl kommt zur Ansicht, dass die Airbnb-angebote in Wien zu einem beträchtli­chen Grad gewerblich seien. 42 Prozent der Unterkünft­e kommen von Anbietern mit mehreren Quartieren. „Auch ganze Häuser werden in Airbnb-unterkünft­e umgewandel­t“, sagt Seidl.

Vor allem Besitzer von Altbauwohn­ungen können über Airbnb mehr verdienen als über die normale Vermietung. Denn in Wien liegt der Richtwert, also die gesetzlich­e Höchstmiet­e für Altbauten, bei lediglich 5,58 Euro pro Quadratmet­er.

Airbnb lässt die Anschuldig­ungen nicht auf sich sitzen und kritisiert die „fehlerhaft­e Methodik“der Studie. Außerdem seien „falsche Daten“verwendet worden. Das führe zu einer „falschen Schlussfol­gerung“. Klar sei, dass die über die Online-plattform angebotene­n Unterkünft­e weniger als ein Prozent des Wiener Wohnungsma­rktes ausmachen würden. Die eigene Einschätzu­ng des mit 31 Milliarden Us-dollar (26,3 Milliarden Euro) bewerteten Unternehme­ns: Experten „auf der ganzen Welt“würden meinen, „dass Airbnb keinen Einfluss auf den Wohnungsma­rkt hat“.

Was etwas verwundert. Vor allem große Städte reagieren nämlich teils besonders heftig auf die Vermietung­splattform. In Amsterdam dürfen Wohnun- gen seit heuer etwa nicht mehr länger als 60 Tage pro Jahr touristisc­h vermietet werden, London plant eine 90Tages-obergrenze und

Berlin schrieb ein eigenes Gesetz, um die Airbnbausb­reitung einzudämme­n.

Dass Airbnb vor allem in Metropolen ein Problem sei, bestätigt auch Gerald Gollenz, Fachgruppe­nobmann der Immobilien­treuhänder in der Wirtschaft­skammer Steiermark: „In Graz ist die Lage längst nicht so dramatisch wie in Wien.“Auch weil der Richtwert in der Steiermark mit 7,70 Euro pro Quadratmet­er deutlich höher ist.

Dennoch verschärft auch die Steiermark ihren Umgangston mit der wachsenden Plattform. Wie berichtet, gilt ab Dezember eine doppelte Meldepflic­ht. Deren zentrale Botschaft: Onlineplat­tform und Gastgeber müssen bestimmte Unterkunft­sdaten künftig an Behörden weitergebe­n. Tun sie das nicht, drohen rigorose Strafen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria