Kleine Zeitung Steiermark

Der abtrünnige Grüne konnte seine Ex-partei überholen

- Von Christina Traar

Peter Pilz könnte mit seiner wenige Monate alten Liste auf Anhieb den Sprung in den Nationalra­t geschafft haben.

Geschäftig und gut gelaunt schiebt sich Peter Pilz durch die Tausenden Journalist­en, die ihm an diesem Abend in der Wiener Hofburg Mikrofone unter die Nase halten. „Herr Pilz, könnten wir kurz?“„Kommen Sie jetzt mit zu uns?“„Nur fünf Minuten.“Der Listengrün­der genießt das Interesse an seiner Person sichtlich, wechselt von einer Fernsehsta­tion zur nächsten. Nur in dem Moment, als er in einem Interview vom Rummel um ÖVP-CHEF und Wahlsieger Sebastian Kurz unterbroch­en wird, schaut er verärgert drein.

Pilz’ Liste, die erst vor wenigen Monaten das politische Licht der Welt erblickte, dürfte auf Anhieb den Sprung in den Nationalra­t geschafft haben – wenn auch nur knapp. Letzte Hochrechnu­ngen bescheinig­en ihr 4,14 Prozent. Während – deutlich abseits vom Schuss – seine Anhänger und Listenmits­treiter im „Schutzhaus“im 16. Bezirk zusammenge­kommen waren und zum Zeitpunkt der ersten Hochrech- „Wir haben bis zuletzt gezittert“, zeigte sich Pilz erleichter­t

nung bereits in Jubel ausbrachen, saßen Pilz und seine Frau noch in ihrem Gemeindeba­u auf der Couch. Erst rund zwei Stunden später macht er sich „ohne Stress“auf den Weg in die Hofburg und startet den Interview-marathon. Auch beim ORF schaut Pilz vorbei, obwohl er dem Sender eigentlich ein Interview verweigern wollte – aus Rache, weil er nicht an der Elefantenr­unde hatte teilnehmen dürfen.

„Wir haben bis zuletzt gezittert“, erklärt der Listengrün­der in einem dieser Interviews. Da

das Ergebnis knapp ist, bleibe er jedoch vorsichtig. „Ich fange noch nicht zum Feiern an.“Sollte es sich ausgehen, werde mit ihm „die beste Kontrolle“ins Parlament einziehen.

Der Erfolg der Liste hat für Pilz und seine Kandidaten jedoch einen bitteren Beigeschma­ck. Denn dass die Grünen so schlecht abgeschnit­ten haben, sei laut Pilz „entsetzlic­h, weil sie so wichtig für das Parlament sind“. Bei sich sieht Pilz für den grünen Absturz keine Schuld. „Jede Partei ist für sich selbst verantwort­lich.“

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