„Stimmung in Stimmen umgesetzt“
Hannes Amesbauer und die steirischen Blauen steigerten sich um knapp sieben Prozentpunkte. Nur Graz lag nicht im Trend.
Ich kann gar nicht glauben, dass es nun vorbei ist.“Hannes Amesbauer, steirischer Spitzenkandidat der Freiheitlichen, hat im Büro von Landtagsklubobmann Mario Kunasek Platz genommen und wartet vor dem Flachbildschirm gebannt auf die erste Hochrechnung. „16.000 Kilometer in sechs Wochen“, nennt er seine zurückgelegte Wahlkampfdistanz. Ein anderes Maß: die Jahre bei der FPÖ. Seit „2005 bin ich bei jeder Wahl dabei.“Das war anfangs kein Zuckerschlecken, die Partei flog aus dem Landtag, aus dem Gemeinderat. „Einmal, ich war Helfer im Wahlkampftross, verteilten wir gelbe Bären. Da kam eine ältere Dame zu mir und meinte: Schön, was kosten denn Ihre Eierschwammerl ...“
Diesen Sonntag geht es nicht um Pilz(e), sondern vor allem um zwei Fragen: Wie hoch legt die erfolgsverwöhnte steirische FPÖ zu und bleibt man Nummer 1 in der Steiermark? Nach der ersten Hochrechnung brandet Applaus im Büro auf: Die Partei hat bundesweit deutlich zugelegt. Vor allem aber haben sich die Blauen im Steirerland (um 6,9 Prozentpunkte auf 31 Prozent) wieder gesteigert.
„Ich wusste ja, dass die Stimmung für uns sehr gut war, aber Stimmung sind nicht gleich Stimmen“, freut sich Amesbauer. Noch – die Grazer zählten erst aus – liegt man landesweit knapp vor der ÖVP. Das bleibt nicht so, kann jedoch die Jubelstimmung am Abend in der „bur“-bar nicht trüben.
Warum auch, tragen Kunasek, Landesparteisekretär Stefan Hermann und der Grazer Vizebürgermeister Mario Eustacchio die Analysen auf der Zunge: „Wir haben gemeinsam für ein Ziel gekämpft, haben mit Strache den besten Spitzenkandidaten im Bund und sind nicht zerstritten.“Natürlich: „Unsere gute Arbeit im Landtag war auch hilfreich.“Dafür „haben wir die Ernte eingefahren“, be- Steirische Blaue in Hochstimmung:
tont Eustacchio aus Graz. Dass gerade dort der blaue Zugewinn marginal war, wurmt nicht nur ihn. Insgeheim hat man es befürchtet: „Die Stadt hat eigene Regeln“, so Kunasek. Städte wie Leibnitz oder Kapfenberg lagen hingegen im Aufwärtstrend.
Darüber werde man sich noch den Kopf zerbrechen. Erst einmal muss Amesbauers Gepäck ins richtige Hotel (das Jufa Graz Süd) gebracht und ein Interviewmarathon erledigt werden. „Ich habe heute bloß eine Leberknödelsuppe gegessen“, murmelt der 36-Jährige vor der Abfahrt. Steuert die Partei eher zur VP oder SP? Über solche Dinge wird erst nach dem „blauen Montag“gesprochen.