Eine Gesellschaft am Umbruchpunkt
Lars Thomsen ist einer der bekanntesten Zukunftsforscher der Welt. Im Gespräch erklärt er die Rastlosigkeit des eigenen Berufs, spricht über autonomes Fahren in den nächsten Jahren, eine Maschinensteuer, und zehn Jahre iphone.
Technologien – etwa der künstlichen Intelligenz oder der Sensorik –, wann der Punkt erreicht ist, dass selbstfahrende Autos unfallfreier unterwegs sind als menschlich gefahrene Autos. Das ist ein Umbruch, ab dem Versicherungsprämien für Menschen teurer und für selbstfahrende Autos billiger werden.
Wann rechnen Sie mit diesem Umbruchpunkt?
In drei Jahren werden Autos auf längeren Strecken, etwa auf Autobahnen, die Fahraufgabe übernehmen. Wir gehen davon aus, dass innerhalb von zehn Jahren das vollautonome Fahrzeug da ist. Das einen auf Knopfdruck abholt, zum gewünschten Punkt bringt und dann weiterfährt. Etwa zum Aufla- den. Mobilität auf Knopfdruck wird eine neue Kategorie von Mobilität sein. Auch gehen wir davon aus, dass diese Autos dann elektrisch angetrieben werden. Die Reichweiten werden deutlich größer, die Ladeinfrastruktur wird auch immer besser. Außerdem verdoppeln sich die Zulassungen in Österreich Jahr für Jahr. In vier Jahren wären wir dann schon nahe der 25 Prozent. China hat ab 2019 außerdem eine Quote von zehn Prozent Elektroautos. Das heißt, alle Hersteller müssen alleine für diesen Markt Modelle machen.
Dass es diese Technologie gibt, ist das eine. Aber wird sie von den Menschen auch gewollt?
Beim iphone haben zunächst auch viele Leute gesagt: „Ist nett, braucht aber niemand.“Fragen Sie heute eine 16-Jährige, ob sie ein Smartphone braucht. Die versteht die Frage gar nicht. Viele Dinge, die heute utopisch erscheinen, werden uns in zehn Jahren sehr normal vorkommen. Innovation wird immer dann angenommen, wenn Menschen einen Komfortgewinn haben.
Vor zehn Jahren hat Steve Jobs das iphone präsentiert. Haben Sie die heutige Relevanz damals für möglich gehalten?
Wir haben 2004 eine Prognose gemacht, wonach Telefone langfristig tragbare Computer werden, die weit mehr können als nur telefonieren. 2004 wurde von Corning dieses Gorilla-glas vorgestellt, das Bildschirme ohne Tasten erst möglich machte. Auch wurden die Akkus leistungsfähiger und die Prozessoren brauchten immer weniger Batterie. Also irgendwann konnte man sagen, man kann von der Miniaturisierung her einen Computer auf dieses Format herunterbringen. Was wir nicht wussten, dass Apple daran arbeitet. Das war streng geheim. Wir konnten also nicht voraussagen, im Jänner 2007 wird Steve Jobs das