Unter freundlicher Beobachtung
sich besorgt über den „Rechtsruck in Österreich“, um im selben Atemzug abzuschwächen, mit Kurz selbst habe er kein Problem und überhaupt, so zahm wie im Wahlkampf habe sich die FPÖ noch nie gegeben. „Und wenn man zahm ist, ist man vernünftig.“Sollten die Blauen in die Regierung kommen, könnten sie zeigen, dass sie nicht auf einer Linie mit der AFD seien, meinte das sozialdemokratische Urgestein, das um markige Sprüche sonst nie verlegen ist.
War es das dann? Wer sich an die aufgeheizte Atmosphäre vor 18 Jahren erinnert, als nach Jörg Haiders Triumph bei der Nationalratswahl 1999 und Wolfgang Schüssels schwarz-blauem Paukenschlag vom 4. Februar 2000 eine internationale Woge der Entrüstung über Österreich hereinbrach, kommt nicht umhin, sich verwundert die Augen zu reiben. Erstaunlich gelassen nimmt Europa zur Kenntnis, dass Österreich nach rechts gerückt und jetzt ein Land mit konservativ-nationaler Textur ist, in dem bald die Freiheitlichen mitregieren könnten.
dürfte damit zu tun haben, dass, das, was seinerzeit in den Augen von Europas politischen Eliten als unverzeihlicher Tabubruch galt, mittlerweile zur Normalität in der EU geworden ist: Vom hohen Norden bis in den tiefen Süden der Union saßen und sitzen Rechtspopulisten in den Regierungen. Man habe sich an vieles gewöhnt, sagt Daniel Gros vom Centre for European Policy Studies, einer Brüsseler Denkfabrik, zur Kleinen Zeitung. Jetzt, da die EU schon Probleme mit Polen habe, könne sie es sich kaum erlauben, Österreich zu verärgern. Der Lackmustest für eine Mitte-rechts-regierung in Wien werde sein, wie sie auf europäischer Ebene auftrete. Gros: „Eine Sache ist es, gegen Einwanderung zu sein und die österreichische Kultur und Gesellschaft schützen zu wollen. Die andere Frage aber ist: Lässt man es zu, dass es in anderen Eu-ländern nicht mehr rechtsstaatlich zugeht?“Der Politologe spielt damit auf eine Allianz Österreichs mit den Visegrádstaaten an, die in manchen Brüsseler Kreisen gern als Schreckgespenst an die Wand gemalt wird. Indem Kurz im Streit um die Flüchtlingsquoten wiederholt Verständnis für die Osteuropäer äußerte, gab er Spekulationen über so ein Bündnis Nahrung.