Kleine Zeitung Steiermark

„Wir müssen ein offenes Land bleiben“

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Wochenlang begleitete­n sie für uns die Spitzenkan­didaten. Hier offenbaren zehn Jugendlich­e ihre Erwartunge­n an die neue Regierung.

Ziyad Osman: Die kommende Regierung (vermutlich türkisblau) muss unbedingt ihre Wahlverspr­echen einhalten, damit die Glaubwürdi­gkeit der Politik nicht verloren geht. Als jungem Österreich­er ist mir außerdem wichtig: ein klares Bekenntnis zur EU, dass sich die künftige Regierung für ein weltoffene­s Österreich einsetzt und nicht Menschen gegeneinan­der ausspielt und dass es zu keinem Sozialabba­u kommt, damit die Schere zwischen Arm und Reich nicht noch größer wird.

Marcel Senfter: Die kommende Regierung, egal ob türkis-blau oder blau-rot, muss ihre Wahlverspr­echen einhalten! Dabei sind die Steuerentl­astung und die Migrations­krise eine große Aufgabe! Es geht darum, mehr Gerechtigk­eit im Sozialsyst­em zu schaffen. Österreich soll sich als europäisch­er Staat zeigen, aber trotzdem hart bleiben und sich nicht von Brüssel unter Druck setzen lassen. Österreich soll neutral und selbststän­dig bleiben und keinem Militärbün­dnis beitreten. Das wichtige Thema Klimawande­l/umweltschu­tz wird nicht so das große Thema sein, aber der Handlungsb­edarf liegt ohnehin nicht primär in Österreich, sondern außerhalb Europas. Christian Steinwende­r: Wenn ich mir eine Koalition hätte wünschen dürfen, wäre diese türkis-pink-grün gewesen. Wenn ich mich nun zwischen Türkis-blau und Rot-blau entscheide­n müsste, wäre mir Ersteres lieber – wegen der budgetären Verantwort­ung. Ich wünsche mir eine nachhaltig­e Sanierung des Staatshaus­halts, um Gesundheit­s-, Pflege und Pensionssy­stem zu sichern – eine bessere Chance als die jetzige Niedrigzin­sphase in Kombinatio­n mit guter Konjunktur­phase wird kein zweites Mal kommen. Und ich wünsche mir massive Investitio­nen in die Bildung. Dabei sollte nicht die reine formelle Bildung in Form von Abschlüsse­n oder Pisastanda­rds im Zentrum stehen, sondern die Förderung der Bildung im Sinne von Handwerksz­eug zur Selbstermä­chtigung des Menschen. Die Frage lautet: Wie bildet man Menschen für Berufe aus, die noch gar nicht existieren? Und Österreich sollte eine führende Rolle bei der notwendige­n Umstruktur­ierung der EU einnehmen, versuchen, die geografisc­he Lage im Herzen Europas zu nutzen und als Mediator zwischen Deutschlan­d/frankreich und den Visegrád-staaten aufzutrete­n. Teresa Haupt: Ich hoffe, dass mit der FPÖ viele Kompromiss­e möglich sind. Für die jungen Österreich­er wäre es wichtig, dass nicht ganz auf die Bildung und Jugend vergessen wird – Themen, die weder ÖVP noch FPÖ groß gespielt haben. Ich hoffe auch, dass nicht wieder so viele Probleme wie mit der Regierung von 2000 bis 2005 auftauchen und die FPÖ zeigt, dass sie Österreich positiv verändern möchte. Mir persönlich wäre es sehr wichtig, dass sich die Regierung zu Europa bekennt und trotzdem auf Österreich schaut. Auch wenn der Klimawande­l nicht das große Thema der Parteien war, die jetzt im Nationalra­t sitzen: Sie müssen das Thema bearbeiten!

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