Ende der Terrorherrschaft in Rakka
Ein kurdisch geführtes Bündnis erobert die wichtigste Is-hochburg in Syrien.
Nach dem Zentralkrankenhaus eroberten die Angreifer das Fußballstadion und zum Schluss noch den berüchtigten „Kreisverkehr der Hölle“, wo der „Islamische Staat“drei Jahre lang seine Opfer öffentlich enthauptete und kreuzigte. Dann war die Terrormiliz auch in Rakka besiegt, ihrer syrischen Hochburg.
Jubelnd patrouillierten die arabischen und kurdischen Truppen durch die zerstörten Viertel, schossen Salven in die Luft. „Es ist vorbei, wir haben alles unter Kontrolle“, hieß es aus dem Hauptquartier der „Syrisch-demokratischen Streitkräfte“, die seit vier Monaten – unterstützt von der Us-luftwaffe und amerikanischen Militärberatern – gegen die Ishochburg angekämpft hatten. Viele Jihadisten kapitulierten und ließen sich festnehmen, die meisten von ihnen Ausländer. Die syrischen Is-kämpfer dagegen hatten zuvor nach einer Vereinbarung mit lokalen Stammesführern die Stadt mit ihren Familien verlassen dürfen.
Seit 2014 galt die Stadt Rakka in Syrien und Irak als der Inbe- Soldaten in der vom IS befreiten Stadt Rakka am Euphrat
des Schreckens. Hier war die Zentrale des „Islamischen Kalifates“, das zu Zeiten seiner größten Ausdehnung fast neun Millionen Menschen und ein Territorium ähnlich wie Großbritannien beherrschte. Hier wurden die Feldzüge der Jihadisten in Syrien und Irak geplant, genauso wie die Attentate in Europa oder der Türkei.
Nach dem Fall von Rakka kontrolliert die Terrormiliz nur
noch kleine Enklaven entlang des Euphrats nahe den ostsyrischen Wüstenstädten Deir alsor und al-mayadin, wo sich wahrscheinlich auch die Führung unter dem selbst ernannten Kalifen Abu Bakr albaghdadi aufhält. Ähnlich wie zuvor in Mossul, einst das irakische Is-pendant zu Rakka, liegt die syrische Jihadisten-hochburg in Trümmern. Mehr als 270.000 Bewohner sind geflogriff hen und obdachlos. Über 1100 Zivilisten kamen nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte ums Leben – viele durch Luftschläge der Anti-is-koalition. Hunderte werden vermisst. Weite Teile der Stadt sind vermint.
Zu den „Syrisch-demokratischen Streitkräften“(SDF) gehören etwa 30.000 Bewaffnete, davon 25.000 Kurden und 5000 Araber, aber auch einige Hundert Christen und Turkmenen. Der Angriff auf Rakka startete im November 2016. Sieben Monate später betraten die Kämpfer erstmals das Stadtgebiet, wo sie den „Islamischen Staat“in vier Monate langen Haus-zu Haus-gefechten niederrangen.
Mit dem territorialen Ende ist das „Islamische Kalifat“, das zu seinen mächtigsten Zeiten über 35.000 Bewaffnete aus mehr als 100 Nationen kommandierte, keineswegs besiegt. Die Terrororganisation operiert international und wird an vielen Orten ein Comeback versuchen. Überlebende Jihadisten könnten in ihre Heimatländer zurückkehren und dort weitermorden. Andere könnten versuchen, in der Zivilbevölkerung unterzutauchen.