„Dass etwas falsch läuft, ist klar“
Am Sonntag haben Sie Ihren 22. Geburtstag gefeiert. Welches Ereignis war in all den Jahren das denkwürdigste? JAKOB PÖLTL: Im Nba-draft 2016 als Nummer neun gezogen worden zu sein, steht da ganz oben.
Welche Wünsche haben Sie für die Zukunft?
Eine gute Saison in Toronto zu spielen. Dazu wollen wir natürlich einmal den Nba-titel gewinnen. Individuelle Auszeichnungen wie Teil des All-starteams sind natürlich auch Sachen, auf die man hinarbeitet. Die sind schon noch weit weg. Aber man muss seine Ziele hoch ansetzen.
Das Thema Ausländerfeindlichkeit ist in Österreich sehr modern. Wie bekommen Sie das mit? Mir fällt es schwer, das zu beurteilen, weil ich selbst schon dreieinhalb Jahre nicht mehr in Österreich lebe. Aber das ist kein rein österreichisches, sondern ein globales Problem.
Von Ihrer Wahlheimat Toronto sprechen Sie aber immer in höchsten Tönen.
In Toronto kommen auch sehr viele Kulturen zusammen. Das bringt eine sehr positive Lebensatmosphäre mit sich. Ich fühle mich extrem wohl.
In den USA geht es um einiges heißer zur Sache. Was sagen Sie dazu?
Das hat mit den Präsidentschaftswahlen vor einem Jahr und dem Sieg von Donald Trump eine Eigendynamik bekommen.
Der jüngste Eklat hat mit dem Sport zu tun. In der National Football League (NFL) gehen Spieler während der Nationalhymne auf die Knie oder bleiben sitzen, um auf Rassismus und soziale Missstände in den USA hinzuweisen. Wie sehr sind Sie davon betroffen? Ich bin kein Us-bürger, habe aber viele Teamkollegen von dort und verbringe viel Zeit in diesem Land. Für mich ist das eine gute Sache. Dass in den USA etwas falsch läuft, ist klar. Da geht es um Meinungsfreiheit. Sportler haben eine große Fanbasis und können auch als Repräsentanten für diese Leute auftreten. Viele nutzen die Plattform, die sie durch den Sport bekommen, für einen größeren Zweck. In dem Fall, um darauf aufmerksam zu machen, dass etwas nicht richtig läuft.
Inwiefern beteiligen Sie sich mit den Toronto Raptors an dieser Aktion?
Wir haken die Arme ein, das ist unser kleines Solidaritätszeichen.
Ihr Vertrag in Toronto wurde vorzeitig bis 2019 verlängert. Sie werden bis dahin rund 7,2 Millionen Euro in drei Jahren NBA verdient haben. Superstar Stephen Curry erhält etwa 30 Millionen Euro für eine Saison. Was sagen Sie Leuten, die diese Gehälter im Profisport als unmoralisch bezeichnen? Es hängt immer davon ab, wie viel Geld die Vereine bzw. die Liga einnehmen. Wenn man das als Basis hernimmt, ist es bis zu einem gewissen Grad ein faires Gehalt. Wenn Spieler wie in der NFL die Möglichkeit wahrnehmen, dass sie der Gesellschaft einen Nutzen bringen, finde ich das sehr wichtig.
Sie starten in Ihre zweite Nbasaison. Wie sieht es da mit dem Welpenschutz aus?
Der ist dahin. Es gibt keine Ausreden mehr. Im Vorjahr ist bei einigen Fehlern noch weggeschaut worden, heuer ist das viel ernster. In den Trainingseinheiten und den Spielen muss bzw. darf ich mehr Verantwortung übernehmen. Die Trainer erwarten mehr von mir und nehmen mich auch öfters zur Seite. Sie wollen, dass ich eine Art Leader bin. Im Vorjahr habe ich die Hilfe bekommen. Jetzt soll ich den anderen weiterhelfen.
Was macht es heuer leichter? Die Erfahrung von einem Jahr NBA. Ich habe alles schon mindestens einmal gesehen. Das habe ich schon während der Vorbereitungszeit gemerkt. Man spielt mit viel mehr Selbstvertrauen und Lockerheit. Der Wurf war ein großes Thema. Wir haben unser Offensivsystem verändert. Da wird es auch wichtig sein, von außen variantenreicher zu sein. Es wird für mich mehr Möglichkeiten geben, mehr zu zeigen. (Lacht) Das kann sehr leicht der Fall sein. Mit dem neuen System werden die Dreier forciert. Derzeit bringe ich rund 115 Kilogramm auf die Waage. Ich habe ein bisschen Körperfett zurückgeschraubt, dafür etwas Kraft aufgebaut. Eine große Änderung hat es da nicht gegeben. Wenn es über die Jahre ein paar Kilogramm mehr werden, ist es kein Problem. Aber mein Spielertyp verlangt es nicht, dass ich 130 oder 140 Kilogramm habe. Kräftiger zu werden, ist gut, aber schwerer nicht unbedingt. Wenn das eine mit dem anderen