Das Grazer Volkstheater ist jetzt Geschichte
Franziska Berger: Nach 43 Jahren Volkstheater tritt sie nun ab
Nach jahrelangem Tauziehen gibt das Volkstheater seine Räume in der Wienerstraße auf. Sie werden nun für den Schulausbau genutzt.
Kampfgeist kann man Franziska Berger nicht absprechen. Seit mehr als einem Jahrzehnt setzt sie sich für die Wiederbelebung des Volkstheaters in der Wienerstraße ein. Während die Stadt auf ihren Auszug drängte, dachte die 80-Jährige nicht daran, von ihrem unbefristeten Mietvertrag zurückzutreten, und machte Pläne für neue Theaterproduktionen. „Ich gebe jetzt auf, die Missstimmung halte ich in meinem Alter nicht mehr aus“, erklärt Berger nun.
Seine besten Jahre hatte das Theater vor der Jahrtausendwende. Der Verein „Grazer Volkstheater“unter Edmund Töfferle übernahm 1986 das ehemalige Fröbelkino. Mit den Jahren versiegten jedoch die Förderungen. Neue Vorschriften machten den Theaterbe- trieb ab 2012 unmöglich. Die in die Jahre gekommenen Räume vermietete man gelegentlich für Firmenfeiern oder geschlossene Gesellschaften. Um wieder spielen zu können, drängte Berger die Stadt, die Kosten für die Renovierung zu übernehmen – vergeblich. Auch vor Gericht trug man das Tauziehen um die Räumlichkeiten aus.
„Man hat mich ausgehungert“seufzt Berger, um gleichzeitig froh zu sein über einen „goldenen Mittelweg“, der nun gefunden wurde. Infolge einer saftigen Mieterhöhung im Vorjahr hatte sich ein Mietrückstand von über 20.000 Euro angesammelt. Ein neuerliches Zwischenspiel vor Gericht blieb aus – die streitbare Theaterchefin und die Stadt einigten sich außergerichtlich. Berger räumt das Theater, bekommt eine Abfindung und muss den Mietrückstand nicht bezahlen.
Damit ist der Weg frei für den schon lange geplanten Ausbau der Schulen im selben Komplex. „Wir brauchen die Räume dringend“, unterstreicht Katharina Peer, Chefin der Abteilung für Immobilien der Stadt Graz. Die VS Hirten und die NMS Fröbel bekommen nun Platz für die Ganztagesbetreuung, die derzeit an diesen Standorten aus Platzmangel nicht angeboten werden kann.