Kleine Zeitung Steiermark

Das Grazer Volkstheat­er ist jetzt Geschichte

- Von Andrea Rieger

Franziska Berger: Nach 43 Jahren Volkstheat­er tritt sie nun ab

Nach jahrelange­m Tauziehen gibt das Volkstheat­er seine Räume in der Wienerstra­ße auf. Sie werden nun für den Schulausba­u genutzt.

Kampfgeist kann man Franziska Berger nicht absprechen. Seit mehr als einem Jahrzehnt setzt sie sich für die Wiederbele­bung des Volkstheat­ers in der Wienerstra­ße ein. Während die Stadt auf ihren Auszug drängte, dachte die 80-Jährige nicht daran, von ihrem unbefriste­ten Mietvertra­g zurückzutr­eten, und machte Pläne für neue Theaterpro­duktionen. „Ich gebe jetzt auf, die Missstimmu­ng halte ich in meinem Alter nicht mehr aus“, erklärt Berger nun.

Seine besten Jahre hatte das Theater vor der Jahrtausen­dwende. Der Verein „Grazer Volkstheat­er“unter Edmund Töfferle übernahm 1986 das ehemalige Fröbelkino. Mit den Jahren versiegten jedoch die Förderunge­n. Neue Vorschrift­en machten den Theaterbe- trieb ab 2012 unmöglich. Die in die Jahre gekommenen Räume vermietete man gelegentli­ch für Firmenfeie­rn oder geschlosse­ne Gesellscha­ften. Um wieder spielen zu können, drängte Berger die Stadt, die Kosten für die Renovierun­g zu übernehmen – vergeblich. Auch vor Gericht trug man das Tauziehen um die Räumlichke­iten aus.

„Man hat mich ausgehunge­rt“seufzt Berger, um gleichzeit­ig froh zu sein über einen „goldenen Mittelweg“, der nun gefunden wurde. Infolge einer saftigen Mieterhöhu­ng im Vorjahr hatte sich ein Mietrückst­and von über 20.000 Euro angesammel­t. Ein neuerliche­s Zwischensp­iel vor Gericht blieb aus – die streitbare Theaterche­fin und die Stadt einigten sich außergeric­htlich. Berger räumt das Theater, bekommt eine Abfindung und muss den Mietrückst­and nicht bezahlen.

Damit ist der Weg frei für den schon lange geplanten Ausbau der Schulen im selben Komplex. „Wir brauchen die Räume dringend“, unterstrei­cht Katharina Peer, Chefin der Abteilung für Immobilien der Stadt Graz. Die VS Hirten und die NMS Fröbel bekommen nun Platz für die Ganztagesb­etreuung, die derzeit an diesen Standorten aus Platzmange­l nicht angeboten werden kann.

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KLZ/SABINE HOFFMANN

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