Regel nach anderen Regeln
Menstruationstasse statt Tampon: Der gehypte Hygieneartikel soll zehn Jahre halten und somit Müll sparen.
Keine Gedanken mehr daran, den Tampon wechseln zu müssen, keine Unmengen Müll mehr, der monatlich bei Frauen anfällt – ja sogar von einer „kleinen Revolution“im Frausein sprechen ihre Fans in sozialen Medien. Was da so gehypt wird, ist ein kleiner Plastikbecher, der in seiner Form einem Eierbecher ähnelt – aber für etwas ganz anderes eingesetzt wird: Menstruationstassen ersetzen Binden oder Tampons und fangen das Blut der Monatsblutung der Frau auf.
Einführen, volllaufen lassen, herausholen, ausleeren: So funktioniert die Handhabung in Kurzfassung. Während bei vielen Frauen die Vorstellung, Menstruationsblut so nahe zu kommen, Ekel auslöst, sehen die Nutzerinnen vor allem einen großen Vorteil: die Umweltfreundlichkeit. Laut Schätzungen verbraucht eine Frau in zehn Jahren rund 3500 Tampons oder Binden – demgegenüber steht eine Tasse, die man zehn Jahre lang verwenden kann. Das behaupten zumindest die Anbieter – Langzeiterfahrungen gibt es noch kaum, das Produkt ist erst seit Kurzem zum Trendartikel aufgestiegen. Daran maßgeblich beteiligt waren die sozialen Medien, wo die Menstruationstassen verschiedener Anbieter, die sich in Form und Farbe unterscheiden, breitenwirksam von Bloggerinnen – vor allem solchen, die sich dem „Zero Waste“-lebensstil verschrieben haben – getestet und gelobt wurden.
Neben dem ökologischen Aspekt werden die Menstruationsbecher, bis 17.000 Tampons verbraucht eine Frau in ihrem Leben. Das entspricht circa 266 Packungen. Nachhaltige Alternativen sind Menstruationstassen oder Binden aus Bio-baumwolle. die auch „Moon Cup“genannt werden, von Anwenderinnen zudem für ein angenehmeres Tragegefühl geschätzt. Dazu sagt Gynäkologin Elisabeth Bacher: „Menstruationsbecher haben eine glattere, hautfreundlichere Oberfläche, das Gefühl der Reibung oder Trockenheit entsteht viel weniger.“Im Gegensatz könnten trockene Tampons beim Einführen und Entfernen die Scheide reizen – „ungesund“seien Tampons deshalb aber noch lange Milliarden Hygieneartikel landen jährlich auf dem Müll, mit ihnen Chemikalien und Kunststoffe. Schätzungen zufolge dauert es 500 Jahre, bis Tampons vollständig abgebaut werden. nicht. Auch über das sogenannte toxische Schocksyndrom, das mit Tampons in Zusammenhang gebracht wird, werde viel mehr Angst verbreitet als notwendig: Dabei siedeln sich Bakterien am Tampon an und können zu Entzündungen im Körper führen. Dieses Syndrom sei jedoch so selten – 3,4 Fälle pro 100.000 Frauen –, dass kein Grund zur Furcht bestehe. Auch finanziell sei die Tasse von Vorteil, da man sie laut Hersteller bis zu zehn Jahre nutzen könne