Kleine Zeitung Steiermark

Regel nach anderen Regeln

- Von Sonja Saurugger und Carmen Oster

Menstruati­onstasse statt Tampon: Der gehypte Hygieneart­ikel soll zehn Jahre halten und somit Müll sparen.

Keine Gedanken mehr daran, den Tampon wechseln zu müssen, keine Unmengen Müll mehr, der monatlich bei Frauen anfällt – ja sogar von einer „kleinen Revolution“im Frausein sprechen ihre Fans in sozialen Medien. Was da so gehypt wird, ist ein kleiner Plastikbec­her, der in seiner Form einem Eierbecher ähnelt – aber für etwas ganz anderes eingesetzt wird: Menstruati­onstassen ersetzen Binden oder Tampons und fangen das Blut der Monatsblut­ung der Frau auf.

Einführen, volllaufen lassen, heraushole­n, ausleeren: So funktionie­rt die Handhabung in Kurzfassun­g. Während bei vielen Frauen die Vorstellun­g, Menstruati­onsblut so nahe zu kommen, Ekel auslöst, sehen die Nutzerinne­n vor allem einen großen Vorteil: die Umweltfreu­ndlichkeit. Laut Schätzunge­n verbraucht eine Frau in zehn Jahren rund 3500 Tampons oder Binden – demgegenüb­er steht eine Tasse, die man zehn Jahre lang verwenden kann. Das behaupten zumindest die Anbieter – Langzeiter­fahrungen gibt es noch kaum, das Produkt ist erst seit Kurzem zum Trendartik­el aufgestieg­en. Daran maßgeblich beteiligt waren die sozialen Medien, wo die Menstruati­onstassen verschiede­ner Anbieter, die sich in Form und Farbe unterschei­den, breitenwir­ksam von Bloggerinn­en – vor allem solchen, die sich dem „Zero Waste“-lebensstil verschrieb­en haben – getestet und gelobt wurden.

Neben dem ökologisch­en Aspekt werden die Menstruati­onsbecher, bis 17.000 Tampons verbraucht eine Frau in ihrem Leben. Das entspricht circa 266 Packungen. Nachhaltig­e Alternativ­en sind Menstruati­onstassen oder Binden aus Bio-baumwolle. die auch „Moon Cup“genannt werden, von Anwenderin­nen zudem für ein angenehmer­es Tragegefüh­l geschätzt. Dazu sagt Gynäkologi­n Elisabeth Bacher: „Menstruati­onsbecher haben eine glattere, hautfreund­lichere Oberfläche, das Gefühl der Reibung oder Trockenhei­t entsteht viel weniger.“Im Gegensatz könnten trockene Tampons beim Einführen und Entfernen die Scheide reizen – „ungesund“seien Tampons deshalb aber noch lange Milliarden Hygieneart­ikel landen jährlich auf dem Müll, mit ihnen Chemikalie­n und Kunststoff­e. Schätzunge­n zufolge dauert es 500 Jahre, bis Tampons vollständi­g abgebaut werden. nicht. Auch über das sogenannte toxische Schocksynd­rom, das mit Tampons in Zusammenha­ng gebracht wird, werde viel mehr Angst verbreitet als notwendig: Dabei siedeln sich Bakterien am Tampon an und können zu Entzündung­en im Körper führen. Dieses Syndrom sei jedoch so selten – 3,4 Fälle pro 100.000 Frauen –, dass kein Grund zur Furcht bestehe. Auch finanziell sei die Tasse von Vorteil, da man sie laut Hersteller bis zu zehn Jahre nutzen könne

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