Kleine Zeitung Steiermark

„Talentiert­en Menschen fehlt oft die Einstellun­g“

- Von Peter Klimkeit

Nedeljko Malic bezeichnet sich selbst nicht als talentiert, obwohl er in kürzester Zeit Deutsch lernte, in Mindeststu­dienzeit den Master machte und an seinem Doktorat arbeitet. Und ja, Fußball spielt er auch.

Mit seinem ersten Doppelpack in der Bundesliga rettete Nedeljko Malic Mattersbur­g im jüngsten Spiel gegen den WAC einen Zähler. Somit halten die Burgenländ­er nach elf Runden bei sieben Punkten, liegen auf Tabellenpl­atz neun. „Es war ein schönes Gefühl, dem Klub helfen zu können“, sagt Malic. Was bei manchem Fußballer als oberflächl­iche Antwort bewertet werden könnte, hat beim 29Jährigen Substanz. Denn Malic hat zu Mattersbur­g eine besondere Beziehung: „Ich habe dem Verein viel zu verdanken. Das ist ein spezielles Verhältnis, vor allem zu Präsident Pucher und dessen Familie.“

Mit 17 war der Bosnier ins Burgenland zum Probetrain­ing gekommen, hatte dabei eine gute Figur gemacht, aber eine schwere Verletzung erlitten. Malic: „Mein Knie war total kaputt. Aber die Leute hier sagten: Du hast dich bei uns verletzt. Du wirst bei uns wieder fit und dann schauen wir uns dich noch einmal genau an.“Malic arbeitet hart an seiner Genesung. Zugute kam ihm sein unbedingte­r Wille, den er sich in seiner Heimatstad­t Banja Luka als Kind aneignete: „Wir wohnten in Arbeiterbl­öcken, spielten nach der Schule immer Fußball. Da waren hundert Kinder – und du musstest dir etwas einfallen lassen, um anerkannt und akzeptiert zu werden.“

Dieser Wille, gepaart mit viel Einsatz, machte ihn wieder fit. Aber Malic wusste, dass eine Karriere als Fußballer schnell vorbei sein kann. Und so lernte er. Zunächst Deutsch – in Rekordzeit. In der neuen Sprache absolviert­e er – in der Mindeststu­dienzeit – den Bachelor- und Master-lehrgang in Energieund Umweltmana­gement. Seine Vorkenntni­sse, die er sich in der HTL in der Heimat angeeignet hatte, halfen: „Ich habe mir nicht schwergeta­n.“Aktuell schreibt der Mattersbur­g-kapitän an seiner Doktorarbe­it. „Im Moment geht es etwas langsamer voran“, sagt Malic, „ich habe jetzt ja Familie, auch das Training ist umfangreic­her geworden. Da bleibt nicht mehr so viel Zeit für das Studium.“

Abschließe­n will er seine Arbeit aber unbedingt. Denn: „Ich habe mir alles hart erarbeitet. Ich bin nicht so talentiert wie andere, habe aber trotzdem bisher alles geschafft, was ich mir vorgenomme­n habe.“Warum? „Ich denke, dass vielen talentiert­en Spielern der unbedingte Wille fehlt und sie deshalb nur auf einem gewissen Niveau stehen bleiben.“Er selbst sei aber „ein harter Arbeiter“.

Harte Arbeit braucht es für die Mattersbur­ger am Samstag in Graz gegen Sturm, das weiß Malic. Sein Rezept: „Wenn wir nicht über spielerisc­he Mittel zum Erfolg kommen, müssen wir eben andere Wege finden. Bei Standards sind wir gut. Und dass der Major (Stefan Maierhofer, Anm.) zurückkomm­t, ist ein Pluspunkt.“

 ??  ?? Nedeljko Malic hat dem Klub SV Mattersbur­g viel zu verdanken GEPA
Nedeljko Malic hat dem Klub SV Mattersbur­g viel zu verdanken GEPA

Newspapers in German

Newspapers from Austria