Kleine Zeitung Steiermark

„Es bilden sich völlig neue Märkte“

- Von Claudia Haase

Telekom-boss Alejandro Plater holte die Top-managerin Elisabetta Castiglion­i kurz nach dem Antreten der ehemaligen A1-chefin Margarete Schramböck in die Gruppe. Sie baut für den Konzern das künftig enorm wichtige Digitalges­chäft auf.

Das Ausscheide­n von A1chefin Margarete Schramböck hat viel Staub aufgewirbe­lt: Schramböck­s Kritiker sagen, sie sei fast wie die Konzernche­fin aufgetrete­n, andere meinen, sie habe sehr gute Weichenste­llungen vorgenomme­n und bei weniger Hetze aus dem Umfeld wären ihre Konflikte mit Konzernbos­s Plater auszuräume­n gewesen. Wie ist Ihre Wahrnehmun­g? ELISABETTA CASTIGLION­I: Ich bin hier, um internatio­nale Märkte zu bearbeiten, das hat für mich absolute Priorität.

Hat der Konflikt aus Ihrer Sicht als Hintergrun­d auch die unterschie­dliche Interessen­lage des Großaktion­ärs America Movil und der Republik Österreich?

Fragen zu unseren Eigentümer­n kann ich auch nicht kommentier­en, da bitte ich um Verständni­s.

Gibt es Pläne, aus der A1 weitere Geschäftsb­ereiche zu A1 digital zu holen? Vielleicht das Großkunden­geschäft?

Ich möchte wirklich nur gerne Fragen zu meinem Geschäftsb­ereich beantworte­n.

Sie sind vor fast eineinhalb Jahren von Alejandro Plater engagiert worden, um das Digitalisi­erungsgesc­häft aufzubauen. Wenn der Laie von Digitalisi­erung, Auslagerun­gen in die Cloud liest, was kann er sich bei der Telekom darunter vorstellen? Digitalisi­erung ist in jedem Unternehme­n eine Reise. Ein Schwerpunk­t, wo wir helfen können, ist die Digitalisi­erung von Produkten.

Welchen zum Beispiel?

Der Rasenmäher­hersteller Viking stand wie viele Hersteller von Hardware vor der Problemati­k, dass er mehr will als ein Produkt herstellen und verkaufen. Die möchten mit ihren Kunden in Verbindung bleiben und ihnen Service bieten. Wir haben Viking geholfen, die Rasenmäher-roboter zu vernetzen, über eine App, mit der man den Rasenmäher steuern kann.

Gibt es auch ein spannendes österreich­isches Unternehme­n? Für den Baukonzern Porr haben wir eine Lösung entwickelt, um sämtliche Baumaschin­en zu vernetzen. Porr kann die jetzt viel besser nutzen. Aus Data Analytics werden auch Entscheidu­ngen abgeleitet, etwa Wartungen. Die Bauindustr­ie ist sicher eine, auf die wir uns fokussiere­n.

Sie haben eine Tochterges­ellschaft in München gegründet. Sie kommen von Siemens München, Deutschlan­d ist Ihre zweite Heimat. Hat das eine Rolle gespielt? München ist für eine Digitalfir- ein Top-standort, das ist die It-hauptstadt Deutschlan­ds. Dort sind viele Universitä­ten, die It-kräfte ausbilden. In Bayern und Baden-württember­g gibt es viele Kunden und Partner. Wir legen derzeit den Fokus auf Deutschlan­d.

Gibt es ähnliche Pläne für weitere Regionen?

In anderen Ländern gehen wir je nach Bedarf vor. In der Schweiz haben wir kürzlich Exoscale, einen bestehende­n Anbieter, gekauft.

Bricht dieser Bedarf gerade wie ein Popcorn auf?

Das Thema Digitalisi­erung und das Nutzen von Cloud-services, auf das wir stark setzen, das ist jetzt in den Köpfen der Menschen angekommen. Die It-industrie hat vor allem in Österreich und Deutschlan­d den Boden aufbereite­t. Unsere Erfahrung ist allerdings, dass viele kleine Firmen noch nicht genau wissen, wo sie anfangen sollen.

Die Cyberattac­ken, über die wir lesen, werden das Vertrauen in Clouddiens­te nicht erhöhen.

Bei einem profession­ellen Betreiber sind die Daten sicherer aufgehoben als im PC unter dem Tisch bei einem ganz kleinen Unternehme­n. Im schnellleb­igen Umfeld ist die Cloud Elisabetta Castiglion­i gilt als toughe Managerin mit viel Erfahrung, wie ein Großkonzer­n funktionie­rt nicht nur unter dem Aspekt Sicherheit im Vorteil, auch bei den Kosten, weil der Kunde Leistungen flexibel kauft. In Finnland nutzen bereits mehr als die Hälfte der Unternehme­n Cloud-anwendunge­n.

Damit dringen Sie in Geschäftsf­elder ein, in denen man klassische­rweise eine IBM oder andere It-dienstleis­ter erwartet. Das ist das Schöne an der Digitalisi­erung. Es bilden sich völlig neue Märkte. Es ist ein Gema

 ??  ?? APA/HOCHMUTH
APA/HOCHMUTH
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria