Nicht alles, das „braun“ist, muss automatisch auch „rechts“sein.
Wie wir wissen, hat es auf der Frankfurter Buchmesse einige, sagen wir es höflich, „Vorfälle“gegeben. Linke „Antifaschisten“demonstrierten gegen die Präsenz von drei „rechten“Verlagen. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Veranstalter der Messe, schloss sich den Protesten an und rief zu einer „aktiven Auseinandersetzung“mit „rechten“Verlagen auf, denen er die Stände vermietet hatte. Was wiederum die linken „Antifaschisten“als Vollmacht verstanden, die Messestände der „Rechten“umzugestalten, indem sie Bücher abräumten und Farbe verschütteten. Die Berichte über die „Vorfälle“kam jenen Verlagen zugute, deren Anwesenheit auf der Buchmesse unbemerkt geblieben wäre, wenn sich der hysterische und selbstgerechte Zorn der Antifa nicht über ihnen entladen hätte.
Am Ende wurde die Geschichte auch dem Börsenverein des deutschen Buchhandels etwas unheimlich, weswegen der Chefredakteur des hauseigenen „Börsenblatts“, Torsten Casimir, zu einer Klärung ansetzte. „Wir sind dabei, ein Grundrecht bis zur Schwundstufe zurückzuentwickeln“, formulierte er. Nehmen wir an, dass er sagen wollte, die Meinungsfreiheit sei in Gefahr. Casimir nannte die „Szenen“, die sich am Messesamstag „zugetragen haben“, einer „Buchmesse unwürdig“und machte dafür das lahme „Auftreten der Polizei“verantwortlich. Dann stellte er eine Metapher aus der Welt des Kampfsports in den Raum: Da seien „Judoka am Werk“gewesen, „Judoka mit braunem Gürtel“.
Wie lange Casimir an diesem Bild auch gefeilt haben mag, es sollte ihm alsbald um die Ohren fliegen. Angela Hoffmann, eine „Börsenblatt“-leserin und Anhängerin asiatischer Kampfsportarten, teilte ihm brieflich mit, was es mit dem „braunen Gürtel“auf sich hat, den man „im Judo nach vielen Jahren des Übens und des Lernens“verliehen bekommt. Es sei eine „unglaubliche Unterstellung“, diese Ehre „mit rechter Ideologie gleichzusetzen“.
Der Chefredakteur des „Börsenblatts“muss kein Judo-kenner sein. Aber er sollte wissen, dass nicht alles, das „braun“ist, automatisch „rechts“sein muss. Sogar „braun“könnte ausnahmsweise nur eine Farbe sein.