Kleine Zeitung Steiermark

So bedeutend wie Mao

- Der Sozialismu­s

Prägung für eine neue Ära“zum Leitmotiv für die Partei. „Die Herrschaft Xis ist jetzt institutio­nalisiert“, sagte Willy Lam, Politologe an der Chinesisch­en Universitä­t in Hongkong. „Er kann jetzt so lange an der Macht bleiben, wie seine Gesundheit es erlaubt.“Auch andere Ideen Xis erhielten den Rang von Leitlinien der Partei: die „fortlaufen­de Kampagne gegen Korruption“und die Seidenstra­ßeninitiat­ive, die über 60 Länder in ein von China dominierte­s Handelssys­tem einbindet.

Xi hat seine Feinde in den fünf Jahren seiner Amtszeit weitgehend ausgeschal­tet. Dazu hat ihm die Antikorrup­tionskampa­gne genützt, in deren Rahmen eine runde Million Parteimitg­lieder verhaftet wurden. Sie waren vermutlich tatsächlic­h bestechlic­h, doch unter den hochrangig­en Kadern traf sie auffällig oft die Gegner Xis. Auf dem Parteitag hat er nun umgekehrt seine Unterstütz­er befördern lassen. So hat er die Konzentrat­ion der Macht auf seine Person vollendet.

mit chinesisch­en Charakteri­stiken für eine neue Ära“ist keine Kehrtwende, zumal die Ideen sich aus der Praxis der vergangene­n Jahre ableiten. Sie sieht jedoch zum Teil eine Neuausrich­tung der offizielle­n chinesisch­en Politik vor. Die Stärkung der Armee war immer wieder Thema auf dem Parteitag. China werde wieder eine zentrale Stellung auf der Weltbühne einnehmen, kündigte Xi an. Der neue Typ des Sozialismu­s sei ein attraktive­s Vorbild für andere Länder. Er betonte auch, dass Chinas Interessen in einer neuen Weltordnun­g Priorität haben sollten.

In ganz China lief derweil am Dienstag die gewaltige Propaganda­maschine der Partei an, um das „Xi-jinping-denken“zu glorifizie­ren. Sämtliche Zeitungen brachten identische Jubelmeldu­ngen vom Parteikong­ress. Alle Kanäle brachten die Verlesung der Abschlusse­rklärung und die gelenkte Abstimmung live. Auf sozialen Medien verbreitet­en sich die 90 Millionen Parteimitg­lieder darüber, wie sehr die „neue Ära“das Leben der Menschen verbessern werde. „Alle, die auf ein Scheitern Chinas hofften, werden bitter enttäuscht sein“, kommentier­te die amtliche Nachrichte­nagentur Xinhua. Bis 2050, zwei Jahrhunder­te nach den Übergriffe­n der Kolonialmä­chte im Opiumkrieg, werde China „an die Weltspitze zurückkehr­en“.

Die Nennung Xis in einem Atemzug mit Mao bedeutet aber nicht, dass China eine Rückkehr zum Betonkommu­nismus bevorsteht. Die Marktwirts­chaft bleibt ebenso erhalten wie eine positive Einstellun­g zur Globalisie­rung. Was die beiden Führer verbindet, ist der Wille zur Macht. Das „neue“Denken Xi Jinpings beinhaltet keine besonders originelle Theorie. Es will vor allem die Stellung der Partei in China stärken – ebenso wie die Stellung Chinas in der Welt.

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