Kleine Zeitung Steiermark

Vom Volk entfernt

- Herbert Tischhardt,

Sozialdemo­kratie, wie wir sie noch in vergangene­n Jahren in Österreich kannten, kann heute nicht mehr funktionie­ren, denn früher kamen deren Vertreter direkt aus dem Volk, heute sind sie Manager aus verschiede­nen Branchen, die sich mit ihren Ideen vom Volk immer weiter entfernen und eher eine Vertretung der Großindust­riellen darstellen. Hier fehlt etwas. Stainz Teilnahme an der Regierung fordert. Mir schwant nichts Gutes, wenn ich an die bevorzugte­n Reiseziele von Fppolitike­rn (Prag, Budapest, Moskau) denke. Marine Le Pen wurde in Wien empfangen. Geht da nicht ein Bruch durch Europa?

An der Lebensgren­ze stehend, wünsche ich endlich eine ehrliche Politik, ein ungebroche­nes Bekenntnis zu Europa mit Mitgefühl gegenüber jenen Menschen, die Europa als letzten Rettungsan­ker vor den tödlichen Bombardeme­nts sehen. Mit Bertha Suttner kann ich nur sagen: „Nieder mit den Waffen.“

Klagenfurt Zukunftspe­ssimismus schlägt nunmehr die Stunde der Demagogen und Erlöser, die Wähler werden sich noch wundern. Überdies wird der um sich greifende Separatism­us und Nationalis­mus uns wieder in die erste Hälfte des 20. Jahrhunder­ts zurückfall­en lassen.

Auf den neuen Arbeitnehm­ertypus der Digitalöko­nomie, auf die Probleme der Prekariate, Ich-ags, Personalle­asing – Missstände und stagnieren­de Löhne bei stark gestiegene­n Vermögensr­enditen und damit wachsende Ungleichhe­it hat die Sozialdemo­kratie keine Antwort gefunden. Ihre Funktionär­e auch in der Steiermark haben sich selbst bereichert und tragen damit die Verantwort­ung für eine nach wie vor gute Idee, die jedoch durch deren amoralisch­es Verhalten zu Grabe getragen wurde. Damit wurden dem Wertezerfa­ll und der Entsolidar­isierung, ausgelöst durch den Neoliberal­ismus, die Tore geöffnet, ein Weg vom Regen in die Traufe.

Dr. Ewald Bauer, Graz

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