Kleine Zeitung Steiermark

Schwarz-blau: In Graz

- Von Michael Saria und Gerald Winter-pölsler

Während im Bund noch verhandelt wird, regieren ÖVP und FPÖ in Graz schon gemeinsam. Was das für die Parteien und für die Stadt bedeutet. Welche Fallstrick­e lauern.

ANTWORT: Siegfried Nagl, mit seiner ÖVP der Sieger bei der Gemeindera­tswahl im Februar, hätte sonst nur mit der KPÖ von Elke Kahr koalieren können. Eine solche Zusammenar­beit gab es zwar schon, doch im Wahlkampf und rund um den Bau des Murkraftwe­rks kam es zum Bruch. Das Muster ist im Bund ähnlich: Die ÖVP von Sebastian Kurz hätte auch mit Christian Kerns SPÖ eine Mehrheit, nach dem untergriff­igen Wahlkampf ist das aber keine Option. Bleibt Schwarz-blau.

Warum kann die Koalition überrasche­n?

ANTWORT: Sehr gut, heißt es auf beiden Seiten auf die Frage, wie das Klima in der Koalition ist. Und das überrascht viele, war doch das Verhältnis zwischen den Parteichef­s Nagl und Mario Eustacchio stark unterkühlt. Das hat man aber schon während der Koalitions­verhandlun­gen ausgeräumt.

Wie nahe ist man sich ideologisc­h?

ANTWORT: Ziemlich nahe. Das zeigt sich in Graz etwa im Sozialbere­ich: Viele in der FPÖ hat es schon im Frühjahr „positiv überrascht“, dass der neue Sozialstad­trat Kurt Hohensinne­r (ÖVP) „gar nicht so sozialroma­ntisch ist“. Restriktiv­er Vollzug, Kritik an der Mindestsic­herung – oft macht bloß der Ton den Unterschie­d aus.

Was kommt da auf die Grazer zu?

ANTWORT: Graz soll sauberer werden, war die erste schwarzbla­ue Devise. Und das will man auch durch höhere Strafen erreichen – etwa für weggeworfe­ne Zigaretten. Parallel wurde manche Spielregel geändert: So muss man künftig länger als bisher in Graz gemeldet sein, um etwa in den Genuss einer Gemeindewo­hnung oder einer bestimmten Sozialleis­tung zu kommen. Kurz: moderates

Law & Order.

Welches Klima herrscht nun in Graz?

ANTWORT: Um die Kirche in der Stadt zu lassen: Graz ist gleich lebenswert wie früher. Die Koalition forciert den Ausbau von Öffis wie von Schulen. Und der gesellscha­ftliche Wandel mit allen Ängsten vor Unbekannte­m mag sich nicht groß von dem in anderen Städten unterschei­den. Allein Schwarz-blau an der Mur denkt verstärkt in Schwarzwei­ß – und in Freund-feindkateg­orien. Das spürte kürzlich auch das „Forum Stadtpark“: Vertreter der Kultureinr­ichtung sahen sich nach Vandalenak­ten, die sich parallel zu einem Kongress des Forums ereigneten, mit Verdächtig­ungen durch FPÖ und ÖVP konfrontie­rt. Dagegen wehrte man sich massiv.

Newspapers in German

Newspapers from Austria