Kleine Zeitung Steiermark

„Aktien hat man in Österreich total stigmatisi­ert“

- Von Adolf Winkler

Bks-vorständin Herta Stockbauer über Alternativ­en zum Sparen und Null-zins-politik der Europäisch­en Zentralban­k. Deren Milliarden-käufe prangert sie an.

Bei aktuell 2,4 Prozent Inflation ist Geld auf dem Sparbuch ein Verlustges­chäft. Warum sollte jemand jetzt trotzdem noch etwas drauflegen? HERTA STOCKBAUER: Weil es zum Sparbuch in Wahrheit keine Alternativ­e gibt. Jeder braucht Geld, das sofort verfügbar ist. Man soll aber auch andere Instrument­e für die Vermögensb­ildung nutzen.

Auch Bausparer und Lebensvers­icherung büßen Zinsen ein.

Das ist so. In Österreich sind im letzten Jahrzehnt alle anderen Anlageform­en verteufelt worden. Bundeskanz­ler Werner Faymann hat sich dafür gerühmt, dass er keine Aktien besitzt. Das prägt. Für einen langfristi­gen Vermögensa­ufbau kommt man aber an anderen Instrument­en nicht vorbei.

Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling hat dazu auch Steuern auf Aktiengewi­nne erhöht.

So ist es. Die Aktie ist steuerlich benachteil­igt. Aber was ist denn böse, wenn viele Bürger in heimischen Unternehme­n investiert sind? Die Aktien hat man leider in Österreich total stigmatisi­ert, sogar auch das Investiere­n in Fonds, wo man eine breitere Risikostre­uung hat. Daher liegt das meiste Geldvermög­en auf Einlagenko­nten mit Zinssätzen kaum über null.

Erwarten Sie von der neuen Regierung, Aktien zu beleben?

Das ist eine ganz große Erwartungs­haltung an die neue Regierung, dass sie positive Rahmenbedi­ngungen für den Kapitalmar­kt schafft. Wir brauchen für die Volkswirts­chaft eine positive Haltung für Aktien. Es gibt überhaupt keinen Grund, warum Dividenden höher besteuert sein sollen als Zinsen.

Der Us-aktieninde­x Dow Jones ist auf einer Rekordmark­e, ebenso der deutsche DAX. Österreich­s ATX steigt seit Monaten. Ein guter Moment, auf Aktien zu setzen? Das muss man differenzi­eren. Die Niedrigzin­spolitik hat die Aktienkurs­e und auch die Immobilien­preise befeuert. Das sind auch die Risiken, die jetzt im System drinnen sind.

Immobilien könnten bei steigenden Zinsen eine rasch verpuffend­e Blase werden?

Das wäre denkbar.

Was wird dann mit den Aktien? Bei den Aktien ist es wichtig, dass man das Unternehme­n genau anschaut. Wenn Aktienmärk­te einbrechen, dann gehen zwar auch die Blue Chips in der Regel mit, aber sie erholen sich dann relativ schnell wieder,

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