„Aktien hat man in Österreich total stigmatisiert“
Bks-vorständin Herta Stockbauer über Alternativen zum Sparen und Null-zins-politik der Europäischen Zentralbank. Deren Milliarden-käufe prangert sie an.
Bei aktuell 2,4 Prozent Inflation ist Geld auf dem Sparbuch ein Verlustgeschäft. Warum sollte jemand jetzt trotzdem noch etwas drauflegen? HERTA STOCKBAUER: Weil es zum Sparbuch in Wahrheit keine Alternative gibt. Jeder braucht Geld, das sofort verfügbar ist. Man soll aber auch andere Instrumente für die Vermögensbildung nutzen.
Auch Bausparer und Lebensversicherung büßen Zinsen ein.
Das ist so. In Österreich sind im letzten Jahrzehnt alle anderen Anlageformen verteufelt worden. Bundeskanzler Werner Faymann hat sich dafür gerühmt, dass er keine Aktien besitzt. Das prägt. Für einen langfristigen Vermögensaufbau kommt man aber an anderen Instrumenten nicht vorbei.
Finanzminister Hans Jörg Schelling hat dazu auch Steuern auf Aktiengewinne erhöht.
So ist es. Die Aktie ist steuerlich benachteiligt. Aber was ist denn böse, wenn viele Bürger in heimischen Unternehmen investiert sind? Die Aktien hat man leider in Österreich total stigmatisiert, sogar auch das Investieren in Fonds, wo man eine breitere Risikostreuung hat. Daher liegt das meiste Geldvermögen auf Einlagenkonten mit Zinssätzen kaum über null.
Erwarten Sie von der neuen Regierung, Aktien zu beleben?
Das ist eine ganz große Erwartungshaltung an die neue Regierung, dass sie positive Rahmenbedingungen für den Kapitalmarkt schafft. Wir brauchen für die Volkswirtschaft eine positive Haltung für Aktien. Es gibt überhaupt keinen Grund, warum Dividenden höher besteuert sein sollen als Zinsen.
Der Us-aktienindex Dow Jones ist auf einer Rekordmarke, ebenso der deutsche DAX. Österreichs ATX steigt seit Monaten. Ein guter Moment, auf Aktien zu setzen? Das muss man differenzieren. Die Niedrigzinspolitik hat die Aktienkurse und auch die Immobilienpreise befeuert. Das sind auch die Risiken, die jetzt im System drinnen sind.
Immobilien könnten bei steigenden Zinsen eine rasch verpuffende Blase werden?
Das wäre denkbar.
Was wird dann mit den Aktien? Bei den Aktien ist es wichtig, dass man das Unternehmen genau anschaut. Wenn Aktienmärkte einbrechen, dann gehen zwar auch die Blue Chips in der Regel mit, aber sie erholen sich dann relativ schnell wieder,