Kleine Zeitung Steiermark

Österreich und sein Lieblingsn­achbar

- Klaus Höfler

Das Verhältnis zwischen Deutschen und Österreich­ern lebt von Gemeinsamk­eiten, die sie trennen.

Nicht erst seit der „Piefke-saga“gehört das Verhältnis zwischen Österreich­ern und Deutschen zu den gern karikierte­n Beziehungs­modellen.

Gerade der Tourismus bietet aufgrund mehrerer Berührungs­punkte eine dankbare Diagnosepl­attform. Rein wirtschaft­lich ist die Sachlage klar: Österreich braucht die Deutschen. Von den rund 140 Millionen Gästenächt­igungen in Österreich entfallen 52 Millionen auf Urlauber aus dem nördlichen Nachbarlan­d. In den letzten Jahren hat sich gerade in der Fremdenver­kehrsbranc­he aber ein weiteres Abhängigke­itsver-

Ahältnis verdichtet. Machte man sich vor Jahren noch über „Piefkes“lustig, die den urigen Hüttenwirt in den Alpen nicht verstanden haben, ist es jetzt deutsches Bedienungs­personal, das vom Ösigast nicht verstanden wird. Allein im vergangene­n Jahr waren 10.200 deutsche Staatsbürg­er in der österreich­ischen Tourismusw­irtschaft beschäftig­t – die zweitgrößt­e Gruppe nach den führenden Ungarn (20.700).

Zu einer zumindest atmosphäri­schen Störung unter den Einheimisc­hen hat mittlerwei­le der massive Vormarsch deutscher Investoren in westösterr­eichischen Win- tersportre­gionen geführt. Die Nachfrage von Deutschen nach prestigetr­ächtigen Zweitwohns­itzen hat die Lebenshalt­ungskosten in diesen Gebieten empfindlic­h in die Höhe getrieben. „Wir fühlen uns fremd in der eigenen Heimat“, hört man beispielsw­eise Kitzbühele­r mittlerwei­le klagen.

Und dann wäre da noch die Sache mit der gemeinsame­n Sprache, die uns trennt: ein dankbares Feld zur Selbstverg­ewisserung, dass man bei aller Ähnlichkei­t eh anders ist ... Hatte Franz Grillparze­r

also recht?

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