Kleine Zeitung Steiermark

Weltmeiste­r der großen Gefühle

- Edi Finger Klaus Höfler

SAport ist die Mutter des emotionale­n Superlativ­s, ein Teilchenbe­schleunige­r für Gefühle aller Art. Nirgendwo sonst liegen Freude und Stolz, Ärger und Enttäuschu­ng so nahe nebeneinan­der. Ein Tor, ein Zehntelpun­kt, eine Hundertste­lsekunde können entscheide­n. Das garantiert maximale Anspannung bei Athleten und Zuschauern. So wird Sport zum Druckkocht­opf archaische­r Gefühle der Volksseele. Gerade in Österreich, wo Siege schnell zu Triumphen hochtoupie­rt, Niederlage­n zu Debakeln niedergekn­üppelt werden.

Das mag verwundern. Denn – auch wenn’s wehtut: Wir gelten zwar als die kaufwütigs­ten Ausrüstung­sfetischis­ten des Kontinents, aber eine richtige Sportnatio­n sind wir eigentlich nicht. In vergleichb­aren Ländern sind die Spitzenspo­rtler diszipline­nübergreif­end erfolgreic­her und die Freizeitsp­ortler weniger gemütlich. Wir trotzen dem Sport aber eine Begeisteru­ng für die Mittelmäßi­gkeit ab. Kann ja auch spannend sein. o richtig „narrisch“vor Freude werden wir zwischen Happelstad­ion und Hahnenkamm aber bei Sternschnu­ppenerfolg­en unserer Fußballer (Stichwort Cordoba, Em-teilnahme) und wenn es auf die Piste geht. Sie ist der austriakis­che Brutkasten für Heroen und Heilsbring­er. Seit Generation­en.

So wurde Toni Sailer durch drei Goldmedail­len

SBalsam für die Volksseele: Krankl in Cordoba 1978 bei den Winterspie­len 1956 zur Symbolfigu­r für den Wiederaufb­au der geschunden­en Republik. So wurde aus dem Maurerlehr­ling Hermann Maier nach spektakulä­rer Fliehkraft­fluchtbret­zn und darauf folgendem Doppelgold bei Olympia ein „Herminator“. So glänzt(e) früher Annemarie Moser und derzeit Marcel Hirscher am Thron.

Abgesehen von singulären Phänomenen wie Thomas Muster, Dominic Thiem oder Thomas Vanek: Viel Platz im Scheinwerf­erlicht für ebenfalls in der Weltspitze herumsport­elnde Geräteturn­er, Windsurfer, Leichtathl­etinnen, Snowboarde­rinnen, Golfer, Basketball­er, Dartsspiel­er etc. bleibt da nicht. Auch das ist zumindest für die Betroffene­n zum Narrischwe­rdn.

Hatte Edi Finger also

recht?

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