Keiner sieht
Bewusstsein für die Sache schaffen – ab November sind sie auch in Öbb-zügen zu sehen.
Gewalt an Kindern ist auch heute, fast 30 Jahre nach Einführung des Gewaltverbots in der Erziehung, für viele trauriger Teil des Alltags. Zwar sind 90 Prozent der Eltern von einer gewaltfreien Erziehung überzeugt, dennoch kommt mehr als die Hälfte der Eltern nicht ohne Körperstrafen aus. Die Gewaltausübung sei meist „keine geplante Erziehungsmaßnahme“, sondern Ergebnis einer Überforderung, erklärt Martina Wolf, Geschäftsführerin des Bundesverbandes der Kinderschutzzentren.
Auch psychische Gewalt wie Drohungen oder Liebesentzug haben massive, nachhaltige Folgen für Kinder. „Je näher das Opfer dem Täter steht und je abhängiger es von ihm ist, desto fataler sind die Auswirkungen“, erklärt Psychologin Adele Lassenberger. Weil diese Gewalt speziell auf „die Beschädigung des Selbstwertes und damit die Persönlichkeitsentwicklung“abziele, sei sie für Außenstehende oft nur schwer fassbar und gleichzeitig für die Betroffenen besonders leidvoll, erklärt die Vorsitzende der Kinderschutzzentren.
Sexualisierte Gewalt erlebt in Österreich nach Schätzungen jedes zehnte Kind. Nur wenige schaffen es, sich danach jemandem anzuvertrauen. Wissenschaftlich belegte Zahlen fehlen hier zwar, Einblicke in dieses tabuisierte Thema geben aber die Gerichte: Im Jahr 2016 wurden insgesamt 245 Verurteilungen wegen schweren sexuellen Missbrauchs verzeichnet.
Rein juristisch lässt sich das Thema nicht lösen, weshalb die knapp 30 österreichischen Kinderschutzzentren mit ihrer neuen Kampagne auf ihr breites Beratungsund Kriseninterventionsangebot hinweisen möchten. Infos unter: www.oe-kinderschutzzentren.at Psychologin Lassenberger