Im Müll das Klima anheizt
53 Prozent. „Ein Teil des Abfalls ist dabei unvermeidbar, wie etwa Eierschalen oder Kartoffelschalen oder der Kaffeesud. Anderer Abfall wäre sehr wohl vermeidbar“, sagt Bird und erinnert daran, dass oft nur die allerbesten Teile verwendet werden und alles, was nicht ganz perfekt ist, weggeworfen wird – Salat ist so ein Beispiel, ein anderes wäre der Apfelbutzen.
In einer kleinen, aber aufwendigen Studie führen zwölf Haushalte in Wien (für den städtischen Bereich) und 15 in Neumarkt in der Steiermark (für den ländlichen Raum) ganz genau Tagebuch. Was werfen sie weg, warum werfen sie es weg (zum Beispiel wegen des Ablaufdatums), wohin wird der Abfall entsorgt: Wird er kompostiert? Oder der Verbrennung zugeführt? Oder deponiert, was direkt gar nicht mehr erlaubt
ist?
Die genaue Berechnung der Emissionen ist keineswegs trivial. So muss zum Beispiel die Entsorgung per Fahrzeug berücksichtigt werden (es entstehen Emissionen). Andererseits entsteht bei der Verbrennung Heizenergie, die positiv in der Bilanz zu Buche schlägt. In der mittleren Grafik unten ist dies tatsächlich schon berücksichtigt. Neil Bird analysiert Abfallverhalten
0,5 Megatonnen CO² könnten in Österreich vermieden werden, wenn es erst gar nicht zum „überschüssigen“Abfall kommen würde. Das klingt nicht so schlecht. Wesentlich mehr ist aber an Ersparnis möglich, wenn man bereits bei der Produktion ansetzt.
Denn es ist eine Binsenweisheit in den reichen Ländern, dass bei Weitem zu viel produziert wird. Würde man insgesamt Vermeidbares CO2 im Biomüll weniger Nahrungsmittel erzeugen, könnte man 1,9 Megatonnen CO2 sparen – knapp das Vierfache dessen, was beim Abfall selbst vermieden werden könnte.
Die größte Ersparnis gäbe es freilich, wenn der Fleischkonsum sinken würde: 46 Prozent des theoretisch vermeidbaren CO2 kämen aus diesem Bereich (siehe Grafik rechts). Stark zu Buche schlagen Milch und Eier, für die man ja auch – energetisch und treibhausgasmäßig ineffizient – Tiere halten muss.
Allerdings relativiert der Forscher die Einsparmöglichkeiten auch wieder: „Nur zehn Prozent der gesamten Emissionen stammen aus dem Bereich. Selbst wenn man also deutlich weniger Milch kaufen würde, läge das Einsparpotenzial bei etwa einem Prozent.“ Über Klima, Energie forscht JR im neuen Science Tower