Dort, wo die Hilfe ankommt
Die Inlandskampagne 2017 der Caritas startet: Mit den Spenden finanziert werden etwa ein Sozialmarkt, ein Mutter-kind-haus und ein Lerncafé.
Pädagogin Jasmina Srndic mit Schützling Drenit Desiree gibt den Soma-kunden auch Kochtipps mit nach Hause
Birnen neben Trauben und Paprika neben Champignons: Mit viel Liebe zum Detail hat Desiree das Obstregal im Sozialmarkt Krems, kurz Soma genannt, eingeräumt. Die 24-Jährige ist gelernte Köchin. Sie war arbeitslos geworden, Anfang September begann sie hier zu arbeiten. 25 Stunden pro Woche, von Montag bis Freitag. „Ich habe Kundenkontakt, und wenn ich ein Problem habe, kann ich jederzeit mit meiner Chefin reden“, ist sie zufrieden. „Wir wollen die Stärken der Mitarbeiter hervorkehren“, betont Gerti Ulrich, die seit zehn Jahren den Markt lei- tet. So sollen die (jungen) Frau- en und Männer nach einem hal- ben Jahr am „normalen“Ar- beitsmarkt wieder Fuß fassen.
Verkauft werden Produkte aus dem Umland, und zwar in erster Linie von Supermärkten aus dem Umland: „Wir holen übrig gebliebene, aber noch gute Waren täglich dort ab und verkaufen sie bei uns im Markt.“Durchschnittlich um ein Drittel des ursprünglichen Preises.
Sehr zur Freude der Kunden – leben sie doch von 900 Euro und weniger pro Monat. „Viele, die das erste Mal zu uns kommen, fühlen sich unwohl. Denn Armut ist eine große Hemmschwelle.“Doch zu den meisten gebe es später ein herzliches Verhältnis. „Für viele sind wir sogar so etwas wie ein Zuhause, in das sie auch mit ihren Problemen kommen können.“
Einen Ort zum Bleiben hat auch Viktoria (20) gefunden: Gemeinsam mit ihrer neun Monate alten Tochter Laura bewohnt sie ein geräumiges Zimmer im Mutter-kind-haus der Caritas in St. Pölten. Nachdem sie sich vom Kindsvater getrennt hatte und da sie keine Hilfe von ihrer Familie bekam, fand sie hier Unterschlupf. „Vor allem ein geregelter Tagesablauf und Rituale sind wichtig. Das gibt Mutter und Kind Halt“, weiß Sozialarbeiterin Regina Bannwarth. Später gehe es darum, gemeinsam mit der jungen Mutter eine Perspektive für die kleine Familie zu entwickeln, die finanzielle Situation zu durchleuchten und eine (leistbare) Wohnung zu finden.
Keine Nachhilfe leisten können sich die Eltern jener Kinder und Jugendlichen, die zweimal pro Woche ins Lerncafé in St. Pölten-wagram kommen. Die meisten von ihnen haben ihre Wurzeln im Ausland. „Unseren Schülern fehlt es nicht an Intelligenz, sondern am Sprachverständnis“, weiß Pädagogin Jasmina Srndic.
Das Resümee von Caritaspräsident Michael Landau: „Der Sozialstaat wirkt. Nun müssen wir ihn zukunftstauglich und armutsfest machen.“ Caritas-chef Michael Landau