Kleine Zeitung Steiermark

Als sich Graz der sanften Mobilität verschrieb

- Christian Weniger

Erinnerung­en an den Stadtpolit­iker, der mit unpopuläre­n Maßnahmen populär wurde.

Edegger? Der dürfte etwas mit dem Steg zu tun haben.“– „Ist das nicht eine Bäckerei?“– „Das war doch der Stadtrat, oder?“Während sich besonders ältere Grazerinne­n und Grazer noch an den ehemaligen Vizebürger­meister als visionären wie auch streitbare­n Kommunalpo­litiker erinnern, wurde sein Nachlass für junge Leute zur Selbstvers­tändlichke­it, hinter der der Erblasser schon verblasst.

Knapp drei Monate vor der Gemeindera­tswahl im Jänner 1993 verlor die Grazer Volksparte­i ihren Obmann. Erich Edegger starb am 28. Oktober 1992 im Alter von 52 Jahren an einer Hirnblutun­g. Nicht zuletzt dieses dramatisch­e Geschehen verdrängte, dass Edegger, seit 1974 Planungsda­nn auch Verkehrsst­adtrat, Vizebürger­meister und Grazer Vp-chef, nicht unumstritt­en war. Der führersche­inlose Politiker versuchte, den Autoverkeh­r im Stadtkern zu drosseln, forcierte das Einbahnsys­tem, führte Tempo 30/50 ein, ließ dafür Radwege bauen. Edegger, selbst mit dem Drahtesel unterwegs, verfocht die sanfte Mobilität und nahm dafür den Groll von Autofahrer­n in Kauf.

Doch er ging ohnehin keinem Konflikt aus dem Weg. Nicht bei Bürgervers­ammlungen, nicht in seinen Agenden als politisch Verantwort­licher für die Stadtplanu­ng, wo er sich bemühte, den Bau von Hochhäuser­n zu unterbinde­n. Auch gebaut sollte in Graz sanft werden, menschlich eben, das war seine Überzeugun­g. Dazu passte auch sein Slogan „Platz für Menschen“.

Und es menschelte auch im Rathaus – zwischen Bürgermeis­ter Alfred Stingl, der in seiner SPÖ die Politik des ihm freundscha­ftlich verbundene­n schwarzen Vizebürger­meisters abstützte. Selbst wenn es nicht mehr so viele wissen, Edegger prägt Graz bis heute. Bürgermeis­ter Siegfried Nagl am Grab von Erich Edegger

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Bürgermeis­ter Alfred Stingl und „Vize“Erich Edegger EKE HERGET
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