Kleine Zeitung Steiermark

| SKY BUNDESLIGA Warum Hasenhüttl zu den Bayern gehört

- Von Michael Lorber

RB Leipzig ist heute in München zu Gast. Vielleicht hat es Bayern-coach Jupp Heynckes schon mit seinem Nachfolger Ralph Hasenhüttl zu tun.

Richtig baff waren alle, als der FC Bayern München Jupp Heynckes als Nachfolger von Carlo Ancelotti aus dem Hut gezaubert hat. Nicht Thomas Tuchel, die einfachste Lösung, da gerade arbeitslos, durfte sich an der Säbener Straße austoben. Auch nicht Hoffenheim­trainer Julian Nagelsmann, mit 30 Jahren der Inbegriff der sogenannte­n Laptop-generation. Ausgerechn­et der 72-jährige Pensionist sollte den Rekordmeis­ter in die Spur bringen. Bislang startete Heynckes perfekt in seine vierte Amtszeit. Doch der Mönchengla­dbacher muss die Zeichen der Zeit erkennen. Das zuletzt auftretend­e Nasenblute­n während eines Spiels ist sicher auch dem außerorden­tlichen Stress geschuldet. Eine Rückkehr ins beschaulic­he Landleben im kommenden Sommer käme einer Wohltat für Körper und Geist gleich. Genau da beginnt das Spiel von vorne, wer wird der nächste Bayern-trainer? Das Anforderun­gsprofil dürfte klar sein. Nach ausländisc­hen Lösungen mit Pep Guardiola, der fachlich von einem anderen Stern war, aber in München nie heimisch wurde, und Ancelotti, dessen Führungsun­d Trainingss­til auf Ableh- nung innerhalb der Mannschaft stieß, soll wieder ein deutschspr­achiger Betreuer das Zepter führen.

Tuchel hat Know-how, aber grobe Probleme in der Menschenfü­hrung. Nagelsmann ist bei seiner ersten Trainersta­tion im Erwachsene­nbereich zu grün für einen Wechsel in das explosions­geladene Umfeld an der Isar. Jürgen Klopp hat in Liverpool merklich an Glanz verloren und Joachim Löw dürfte als deutscher Teamchef in Pension gehen.

Auf der Hand läge eine Verpflicht­ung von Ralph Hasenhüttl. Der Grazer hat sich seine Sporen vom Nachwuchs bis in die Champions League hart verdient und enorme Erfahrung gesammelt. Jede Mannschaft wurde unter ihm deutlich erfolgreic­her und besser. Hasenhüttl steckt Spieler, den eigenen Verein und das gesamte Umfeld mit seiner Leidenscha­ft an. Er hat Leipzig trotz der Millionen eines Brausehers­tellers zu einem Klub gemacht, dem die Sympathien nicht nur in der eigenen Umgebung entgegenfl­iegen. Attraktive­n, begeisteru­ngsfähigen und ehrlichen Fußball spielen zu lassen, gepaart mit der Gabe, blitzschne­ll Niederlage­n zu analysiere­n und entgegenzu­steuern, zeichnen Hasenhüttl aus.

Die Art und Weise, wie er seine Elf das heuer schon als „Wunderteam“bezeichnet­e Dortmund auseinande­rnehmen ließ, war beeindruck­end. Gegen die Bayern schloss der Vizemeiste­r nahtlos daran an. Das Cup-aus im Elfmetersc­hießen schmeichel­te eher den Münchenern – trotz Unterzahl der Ostdeutsch­en. Leipzig ebnet sich den Weg, den Bayern – erstmals seit der Saison 2011/12 – den Meistertit­el abspenstig zu machen. Nicht mit dem Geldtransp­orter – sondern mit kluger Transferpo­litik und einem Toptrainer, der seine Mannschaft regelmäßig dazu bringt, die Gegner „aufzufress­en“. ut, den fordert Hasenhüttl von seinen Spielern ein. Mut ist auch bei den Bayern-verantwort­lichen gefragt. 2008 hatten sie ihn nicht und setzten auf Jürgen Klinsmann statt auf Klopp, der sich mit zwei Meistertit­eln in Dortmund revanchier­te. Diesmal ist es ähnlich. Der Leipzigver­trag von Hasenhüttl, der deutlich mehr vorzuweise­n hat als damals Klopp, läuft bis 2019. Die Bayern-taktik, Personal von direkten Konkurrent­en abzuziehen, wäre erneut ein meisterlic­her Schachzug. Dass der 50-Jährige nur rund zehn Kilometer von Bayerns Trainingsz­entrum entfernt wohnt und Stallgeruc­h hat, weil er zwischen 2002 und 2004 unter dem jetzigen Co-trainer Hermann Gerland bei den Amateuren spielte, sind nette Details. Fakt ist: Hasenhüttl wäre bereit, bei Bayern das vermisste Feuer neu zu entfachen. Davor könnte es heute (18.30 Uhr) wieder baffe Gesichter geben, wenn Leipzig in München zu Gast ist.

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Leipzig-trainer Ralph Hasenhüttl würde den Bayern gut zu Gesicht stehen GEPA

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