| SKY BUNDESLIGA Warum Hasenhüttl zu den Bayern gehört
RB Leipzig ist heute in München zu Gast. Vielleicht hat es Bayern-coach Jupp Heynckes schon mit seinem Nachfolger Ralph Hasenhüttl zu tun.
Richtig baff waren alle, als der FC Bayern München Jupp Heynckes als Nachfolger von Carlo Ancelotti aus dem Hut gezaubert hat. Nicht Thomas Tuchel, die einfachste Lösung, da gerade arbeitslos, durfte sich an der Säbener Straße austoben. Auch nicht Hoffenheimtrainer Julian Nagelsmann, mit 30 Jahren der Inbegriff der sogenannten Laptop-generation. Ausgerechnet der 72-jährige Pensionist sollte den Rekordmeister in die Spur bringen. Bislang startete Heynckes perfekt in seine vierte Amtszeit. Doch der Mönchengladbacher muss die Zeichen der Zeit erkennen. Das zuletzt auftretende Nasenbluten während eines Spiels ist sicher auch dem außerordentlichen Stress geschuldet. Eine Rückkehr ins beschauliche Landleben im kommenden Sommer käme einer Wohltat für Körper und Geist gleich. Genau da beginnt das Spiel von vorne, wer wird der nächste Bayern-trainer? Das Anforderungsprofil dürfte klar sein. Nach ausländischen Lösungen mit Pep Guardiola, der fachlich von einem anderen Stern war, aber in München nie heimisch wurde, und Ancelotti, dessen Führungsund Trainingsstil auf Ableh- nung innerhalb der Mannschaft stieß, soll wieder ein deutschsprachiger Betreuer das Zepter führen.
Tuchel hat Know-how, aber grobe Probleme in der Menschenführung. Nagelsmann ist bei seiner ersten Trainerstation im Erwachsenenbereich zu grün für einen Wechsel in das explosionsgeladene Umfeld an der Isar. Jürgen Klopp hat in Liverpool merklich an Glanz verloren und Joachim Löw dürfte als deutscher Teamchef in Pension gehen.
Auf der Hand läge eine Verpflichtung von Ralph Hasenhüttl. Der Grazer hat sich seine Sporen vom Nachwuchs bis in die Champions League hart verdient und enorme Erfahrung gesammelt. Jede Mannschaft wurde unter ihm deutlich erfolgreicher und besser. Hasenhüttl steckt Spieler, den eigenen Verein und das gesamte Umfeld mit seiner Leidenschaft an. Er hat Leipzig trotz der Millionen eines Brauseherstellers zu einem Klub gemacht, dem die Sympathien nicht nur in der eigenen Umgebung entgegenfliegen. Attraktiven, begeisterungsfähigen und ehrlichen Fußball spielen zu lassen, gepaart mit der Gabe, blitzschnell Niederlagen zu analysieren und entgegenzusteuern, zeichnen Hasenhüttl aus.
Die Art und Weise, wie er seine Elf das heuer schon als „Wunderteam“bezeichnete Dortmund auseinandernehmen ließ, war beeindruckend. Gegen die Bayern schloss der Vizemeister nahtlos daran an. Das Cup-aus im Elfmeterschießen schmeichelte eher den Münchenern – trotz Unterzahl der Ostdeutschen. Leipzig ebnet sich den Weg, den Bayern – erstmals seit der Saison 2011/12 – den Meistertitel abspenstig zu machen. Nicht mit dem Geldtransporter – sondern mit kluger Transferpolitik und einem Toptrainer, der seine Mannschaft regelmäßig dazu bringt, die Gegner „aufzufressen“. ut, den fordert Hasenhüttl von seinen Spielern ein. Mut ist auch bei den Bayern-verantwortlichen gefragt. 2008 hatten sie ihn nicht und setzten auf Jürgen Klinsmann statt auf Klopp, der sich mit zwei Meistertiteln in Dortmund revanchierte. Diesmal ist es ähnlich. Der Leipzigvertrag von Hasenhüttl, der deutlich mehr vorzuweisen hat als damals Klopp, läuft bis 2019. Die Bayern-taktik, Personal von direkten Konkurrenten abzuziehen, wäre erneut ein meisterlicher Schachzug. Dass der 50-Jährige nur rund zehn Kilometer von Bayerns Trainingszentrum entfernt wohnt und Stallgeruch hat, weil er zwischen 2002 und 2004 unter dem jetzigen Co-trainer Hermann Gerland bei den Amateuren spielte, sind nette Details. Fakt ist: Hasenhüttl wäre bereit, bei Bayern das vermisste Feuer neu zu entfachen. Davor könnte es heute (18.30 Uhr) wieder baffe Gesichter geben, wenn Leipzig in München zu Gast ist.
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