Romantik, Realismus und Günter Brus
Die Ausstellung „Nach der Dämmerung“beleuchtet Vergleichbares in den Werken von Victor Hugo und Günter Brus.
Neben seinen Romanen, Dramen und Gedichten intervenierte der französische Schriftsteller Victor Hugo auch als politischer Publizist. Als er 1851 gegen den Staatsstreich anschrieb, mit dem sich Louis-napoléon Bonaparte zum Präsidenten auf Lebenszeit machte, wurde Hugo aus seiner Heimat verbannt. Bis zu seiner Rückkehr im Jahr 1871 lebte er auf den englischen Kanalinseln und unternahm etliche Reisen. Neben seinen literarischen Arbeiten entstand vor allem in dieser Zeit ein zwar wenigen bekanntes, wenngleich umfangreiches Oeuvre malerisch ausgearbeiteter Zeichnungen.
ist derzeit vergleichbaren Blättern und Zyklen von Günter Brus im Grazer Bruseum gegenübergestellt. Und in der Tat bestehen bemerkenswerte formale, inhaltliche und biografische Parallelitäten zwischen den beiden „Einzelgängern“– wie sie Kurator Roman Grabner nennt –, die immerhin ein Zeitraum von etwa 160 Jahren trennt. Die einer späten Romantik zuzuordnenden Bilder Hugos, zumeist ausgeführt in schwarzer Tusche und laviert, zeigen Landschaftsansichten, darin Türme und Ruinen, die in Technik und Form vor allem mit dem gegenübergestellten Zyklus einer „Bilddichtung“mit dem Titel „Die Ruine“von Günter Brus aus dem Jahr 1984 korrespondieren.
In den Zeichnungen beider Exilanten – um einer Haftstrafe infolge der Aktion „Kunst und Revolution“im Jahr 1968 zu entgehen, hielt sich Brus über Jahre in Berlin auf – verbinden sich jeweils romantische Landschaften mit dem Unheimlichen. Beider Arbeiten betonen Reales in Verbindung mit Imaginärem und sind durch allegorische Elemente aufgeladen. „Ecce“– siehe! – ist Victor Hugos von Schwarz dominierte Zeichnung eines Gehängten benannt. Wenzel Mracˇek Nach der Dämmerung. Victor Hugo und Günter Brus. Bis 14. Jänner 2018. Bruseum, Neue Galerie Graz, Joanneumsviertel. museum-joanneum.at Günter Brus in der Ausstellung „Nach der Dämmerung“