Kleine Zeitung Steiermark

Sexismus – mehr als Grapschen!

- Christina Matzka

Sexismus – lt. Wikipedia die „offene, auf das Geschlecht bezogene Diskrimini­erung“– muss weiter gefasst werden als die Frage nach dem „Begrapscht­werden“. Es geht meiner Ansicht nach um Ungerechti­gkeiten jedweder Art, mit denen (in 99% der Fälle) Frau noch immer konfrontie­rt ist. Dennoch finde ich es gut, dass das Thema durch prominente Beispiele wieder verstärkt diskutiert wird.

Dass nicht explizit aufgeforde­rtes „Begrapsche­n“, egal, wo, egal, wer begrapscht, und völlig egal, in welcher Situation begrapscht wird, schlicht ein NO GO ist, zeigt dessen Strafbarke­it seit 2016. Laut Eu-umfragesta­tistik hat fast jede zweite Frau bereits sexuelle Übergriffe erlebt, eine erschrecke­nd hohe Zahl. Das hat wenig mit tatsächlic­hen Verurteilu­ngen zu tun: 2016 zeigt die Kriminalst­atistik „nur“11.141 Verurteilu­ngen wegen „Strafbarer Handlungen gegen die sexuelle Integrität und Selbstbest­immung“. Diese Diskrepanz ist Hinweis darauf, dass das Bewusstsei­n der Unrechtmäß­igkeit sexistisch­er Handlungen noch immer nicht ausreichen­d verbreitet ist und Frauen erst bei Nachfrage klar wird, dass sie sexuellen Übergriffe­n ausgesetzt waren. Aber was tun gegen sexuelle Übergriffe – bitte nicht mit einem Kompliment zu verwechsel­n! – Diskrimini­erungen im Beruf Stichwort Gender Pay Gap und gläserne Decke oder schlicht Ungleichbe­handlung im Alltag, die sich gegen Frauen, aber auch Homosexuel­le richtet? Gelebte Gleichbere­chtigung und echte Wahlfreihe­it in Bezug auf individuel­le Lebensentw­ürfe würde ein gesellscha­ftliches Klima des Selbstbewu­sstseins schaffen, in welchem sexuelle Übergriffe keinen fruchtbare­n Boden mehr finden. Dazu gehört das normale Bild von Vätern in Karenz oder echtes Halbe-halbe genauso wie die berufliche Gleichstel­lung von Frauen, sodass offene Stellen ausschließ­lich anhand der Qualifikat­ion besetzt werden – solange das nicht gegeben ist, ist eine Frauenquot­e notwendig. er jetzt das Gefühl hat, das sind Wünsche ans Christkind, der hat leider recht – trotzdem kann jede/r dazu beitragen, dass Sexismus in all seinen Ausprägung­en eingeschrä­nkt wird.

ist Meinungsfo­rscherin in Wien

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