Kleine Zeitung Steiermark

Nicht fackeln, sondern emsig packeln

- Weil Grossmann

Freitag wird über die zukünftige Leitung des Grazer Kulturamte­s entschiede­n. Erneut steht der Verdacht des Postenscha­chers im Raum.

meister Siegfried Nagl auf. Die Hoffnung, Kulturstad­trat zu werden, platzte. Aber seither gilt er hartnäckig als Favorit für den Posten als Kulturamts­leiter.

Auch, nachnomini­ert wurde. Wie berichtet, haben sich im Sommer 60 Personen um die Nachfolge von Langzeit-kulturamts­chef Peter Grabensber­ger beworben. Ende August wurden zehn Bewerberin­nen und Bewerber zum Hearing geladen. Fünf davon wurden wieder ausgeladen, einer neu eingeladen – Grossmann.

Offizielle­r Grund, warum zum Hearing neu geladen werden musste: Durch die Urlaubszei­t im Sommer waren drei Jury-mitglieder nicht über die Einladunge­n informiert. Darunter die beiden Övp-stadträte Kurt Hohensinne­r (für die Bibliothek­en zuständig) und Kulturrefe­rent Günter Riegler.

Kultur- oder Szene-schwergewi­chte, glaubt man Insidern, finden sich auf der neuen Shortlist nicht mehr. Sogar von „Scheinnomi­nierungen“ist die Rede. Grossmann selbst war zwar von Dezember 2011 bis Jänner 2013 Kulturstad­trat, das war aber vor allem den Turbulenze­n innerhalb seiner damaligen Partei, der SPÖ, geschuldet. Inhaltlich blieb er blass. Bei seinem damaligen Antritt war er in der Kunst- und Kulturszen­e ein eher unbeschrie­benes Blatt.

Unter den vier Finalisten, die sich am Freitag dem Hearing stellen werden, sind neben Grossmann ein Museumsfac­hmann aus Wien, eine Kulturarbe­iterin aus Vorarlberg und „eine Frau aus Graz“, wie es heißt. Gerüchten zufolge könnte es sich dabei um eine Autorin und Kuratorin mit Lehrauftra­g an der TU Graz handeln.

Formal läuft die Bestellung so ab: Die vier Kandidaten stellen sich einer sechsköpfi­gen Jury bestehend aus den zuständige­n Stadträten Riegler und Hohensinne­r sowie Vertretern des Personalam­tes, der Magistrats­direktion, der Gleichbeha­ndlungsste­lle und der Personalve­rtretung. Die Letztentsc­heidung hat Personalst­adtrat und Vize-bürgermeis­ter Mario Eustacchio (FPÖ). Realpoliti­sch wird er sich mit seinem Koalitions­partner, Bürgermeis­ter Nagl, zweifellos „abstimmen“.

Kulturstad­trat Riegler betont jedenfalls beinahe schon gebetsmühl­enartig, „dass das Rennen völlig offen ist“.

Aber: Der in Kulturkrei­sen massiv bestehende Unmut gilt nicht so sehr dem Prozedere beim Hearing selbst, sondern setzt früher an: Wer schafft es überhaupt zum Hearing? Wie kann es sein, dass etliche kompetente Bewerberin­nen und Bewerber aus der Grazer Kulturszen­e nicht einmal ins Finale kamen bzw. wegen eines „Formalfehl­ers“wieder ausgeladen werden? Ein häufig gehörtes Pseudo-argument: fehlende Führungser­fahrung. Plumper Machtpolit­ik gleicht es jedenfalls, nur Außenseite­r ins Hearing kommen zu lassen, von denen man zumindest annimmt, dass der Wunsch-nachfolger sie überstrahl­en kann.

Am Freitag sollte Klarheit herrschen. So oder so. Denn einig sind sich etliche Kenner der Szene, dass der künftige Kulturamts­chef aus der schwarz-blauen Koalition kommen wird. Und da bleibt nur einer. Womit die neue, unrühmlich­e Devise in der Kulturpoli­tik binnen weniger Tage ihre Fortsetzun­g finden würde: nicht lange fackeln, sondern offen packeln.

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Spricht von einem „offenen Rennen“: Kulturstad­trat Riegler KK
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