Kleine Zeitung Steiermark

Darum braucht es Sozialpart­ner

- Josef Herk,

Wahlkampfz­eiten sind Zeiten fokussiert­er Unintellig­enz“, sagte einst ein Wiener Politiker. Manche Aussage über die Sozialpart­nerschaft in den vergangene­n Wochen lässt diesen Satz aktueller denn je erscheinen, wollen einige Politiker diese wichtige Säule unseres Wohlstands doch tatsächlic­h für obsolet erklären. Sie stellen – aus parteipoli­tischem Kalkül – Systeme infrage, ohne aber Alternativ­en zu nennen. Also, denken wir uns die Kammern weg. Folge einer solchen Zersplitte­rung wäre der Einzug eines ungezügelt­en Lobbyisten­tums, wie in Brüssel oder in den USA.

Auffassung­sunterschi­ede, die es zwischen Arbeitgebe­rn und Arbeitnehm­ern naturgemäß gibt, würden als Konflikt auf der Straße landen. Wer will das? Um hier für die WKO nicht missversta­nden zu werden: Es ist verständli­ch, dass Personen, die besonders viel in ein System einbezahle­n, ihre Beiträge senken wollen. Das System der Interessen­svertretun­g der Kleinsten und Kleinen, gemeinsam mit den Großen und Größten funktionie­rt aber nur mit einem entspreche­nden Finanzausg­leich, wobei dieser natürlich immer wieder angepasst und reformiert werden muss. Viel wichtiger für unser Land sind andere Fragen: Wie lösen wir die Herausford­erungen der Digitalisi­erung und Globalisie­rung? Wie sorgen wir für Generation­engerechti­gkeit? Darauf braucht es Antworten, nicht zuletzt von den Kammern, die mit ihrem Verständni­s der gesetzlich­en Mitgliedsc­haft ein Ausfluss des Liberalism­us sind. Ein Gegenpol zur staatliche­n Allmacht, den es für tragbare Lösungen braucht. azu darf auch aus einem Erkenntnis des deutschen Bundesverf­assungsger­ichtes (Juli 2017) zitiert werden: „Die Annahme des Gesetzgebe­rs ist plausibel, dass private Verbände mit freiwillig­er Mitgliedsc­haft nicht im gleichen Maße die Belange und Interessen aller in einer Region tätigen Gewerbetre­ibenden ermitteln und vertreten können wie eine Körperscha­ft des öffentlich­en Rechts mit Pflichtmit­gliedschaf­t und Pflichtbei­trägen.“Und weiter: „Wäre die Mitgliedsc­haft freiwillig, bestünde zudem ein Anreiz, als ,Trittbrett­fahrer‘ von den Leistungen der Kammer zu profitiere­n ...“Dem ist nichts hinzuzufüg­en.

Präsident Wirtschaft­skammer Steiermark

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