Sein Geschäftsbereich ist der Tod
Er ist der oberste Bestatter von Wien und Chef von Zentralfriedhof & Co.: Der Weststeirer Markus Pinter (40) ist Geschäftsführer der Bestattung und Friedhöfe bei den Wiener Stadtwerken.
Rund 55.000 Gräber, 46 Friedhöfe vom Zentralbis zum Tierfriedhof mit 500 Hektar Grünfläche, ein Krematorium, ein Museum, mehr als 800 Mitarbeiter ...: Kein Wunder, dass Markus Pinter von einem „spannenden Bereich“spricht. Der Steirer ist seit Juni 2015 Co-geschäftsführer der B&F Wien (Bestattung und Friedhöfe Gmbh). Ab Dezember wird er die Geschäftsführung allein verantworten.
Man könnte meinen, dass sein Weg vorbestimmt war: Pinter wuchs in Deutschlandsberg auf, wo die Familie ein Floristikund ein Bestattungsunternehmen führte. „Dass mich die Geschichte meiner Familie so einholt, war aber nicht geplant – das könnte man gar nicht planen“, sagt der studierte Jurist.
Auf seinem Lebensweg nahm er vorher eine Abzweigung – nach der Gartenbauschule in Wienschönbrunn und dem Jus- und Bwl-studium in Graz samt Promotion zum Doktor der Rechtswissenschaften sollten zwei Jahre in einer Wirtschaftsanwaltskanzlei in Wien folgen, bevor Pinter feststellte, „dass das Lebensmodell eines Anwalts nichts für mich ist. Ich wollte zurück zu einem Unternehmen, wo man ganz andere Gestaltungsmöglichkeiten hat.“
2004 heuerte er bei der Wiener Stadtwerke Holding AG an, wo der 40-Jährige unter anderem auch Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Gmbh war und ein Vorstandsbüro aufbaute. 2009 begann sich dann der Kreis zur Familiengeschichte zu schließen: Die Wiener Friedhöfe, damals noch Magistratsabteilung, wurden in den Stadtwerke-konzern eingegliedert.
Als Geschäftsführer reformierte Pinter den Friedhofsbereich, verschlankte Strukturen, holte den Zuschussbetrieb zurück in die schwarzen Zahlen – und hatte auch die Friedhofsgärtnereien über: „Da konnte ich dann meine Kenntnisse von der Gartenbauschule auch wieder einbringen.“
Seit 2015 hat der Jurist nun die Geschäftsführung der übergeordneten B&F Wien über. Es ist nicht nur die Größenordnung, die den Bereich für ihn so spannend macht: „Es ist in erster Linie ein Unternehmen, das auch wirtschaftlich arbeiten muss – gerade im Bestattungsbereich gibt es immer mehr Wetterst bewerb. Auf der anderen Seite haben die Friedhöfe viel mit Grünraumpflege zu tun, aber auch mit der Erhaltung des kulturellen Erbes.“Zudem dürfe man Menschen in einer schwierigen Phase begleiten: „Wenn man da helfen kann, kommt auch viel zurück. Das ist schon etwas Besonderes.“
Pinters Lebensmittelpunkt ist Wien, auch wenn er gerne die Freizeit in der Weststeiermark genießt – beispielsweise beim Wandern und Skifahren mit seinen beiden Kindern (eineinhalb und acht Jahre alt) auf der Koralm. Zu Allerheiligen und Allerseelen sei er aber in Wien unabkömmlich – „wir versuchen, jede Aufmerksamkeit dafür zu nutzen, damit das Tabuthema aufgegriffen wird“.
Auf seinen Reisen gehören Friedhöfe zum Besichtigungsprogramm: „Unbedingt. Es gibt keine Reise, wo wir nicht unbedingt einen Friedhof besucht haben. Davon, wie man mit den Toten umgeht, lernt man so viel über eine Gesellschaft.“