Kleine Zeitung Steiermark

Menschsein“

- Von Michael Csoklich

Arago-gründer Chris Boos über Chancen durch künstliche Intelligen­z, seinen Brief an Angela Merkel und das Zusammenle­ben von Mensch und Maschine im Jahr 2050.

Boos: „Die einmalige Chance eines positiven Übergangs“

Herr Boos, künstliche Intelligen­z ist so revolution­är wie die Erfindung des Rades, sagen Sie. Fürchten sich deshalb so viele Menschen vor künstliche­r Intelligen­z und deren Auswirkung?

CHRIS BOOS: Ich glaube, der Grund liegt darin, dass wir nicht genug erklären und aufklären, was Auswirkung­en von künstliche­r Intelligen­z sind und wie Menschen davon profitiere­n. Unwissenhe­it macht immer Angst.

Was haben wir von der künstliche­n Intelligen­z?

In den vergangene­n 100 Jahren haben wir Menschen, damit sie ihr „täglich Brot“verdienen, immer mehr wie Maschinen arbeiten lassen – beispielsw­eise mit repetitive­n und unkreative­n Aufgaben. Aber der Mensch ist ja genau das Gegenteil einer Maschine. Ich glaube, dass künstliche Intelligen­z den Menschen die Möglichkei­t geben wird, dass sie wieder zurückkehr­en können zum Menschsein.

Die Politik überbietet sich damit, Ängste zu schüren, wie viele Arbeitsplä­tze uns Roboter künftig wegnehmen werden, von der Hälfte bis zwei Drittel ist da die Rede. Hat sie recht?

Da hat die Politik mit Sicherheit recht. Was die Politik allerdings noch nicht kapiert, ist, dass Arbeitsplä­tze nicht nur verschwind­en, sondern auch neue hinzukomme­n. Die spannende Frage ist, wie schaffen wir den Übergang. Weil aber viele Menschen so viel Angst vor dem Übergang haben, denken sie darüber viel zu wenig nach.

Sie meinen, die Angst ist unberechti­gt?

Ich glaube, dass wir momentan die einmalige Chance haben, dass dieser Übergang für die Menschen positiv verlaufen wird. Warum? Weil die neuen Tech-unternehme­n wie Google, Amazon, Apple oder Alibaba nicht Bestehende­s verbessern, sondern etwas völlig Neues erschaffen. Das setzt wiederum die etablierte Wirtschaft enorm unter Druck – weil sie schon jetzt wissen, dass morgen niemand mehr ihr Produkt kaufen möchte. Sie stehen also vor der Entscheidu­ng, neue Produkte und bessere Services anzubieten oder sich ihrem Schicksal zu ergeben. Durch die Anwendung von künstliche­r Intelligen­z erhalten Unternehme­n aber den Freiraum, den sie brauchen, um wieder konkurrenz­fähig zu sein.

Das klingt alles sehr zuversicht­lich. Was ist die negative Seite dieser Revolution?

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