Kleine Zeitung Steiermark

Sieben Jahre Haft für einen Agenten des IS

- Von Alfred Lobnik Der Verteidige­r

Der Angeklagte kam als Flüchtling nach Österreich. Auch von hier aus verriet und bedrohte er noch Gegner des IS.

Am Wort ist im Großen Schwurgeri­chtssaal des Landesgeri­chts Graz der „Zeuge Nr. 3“. Die Zeugen in diesem Prozess sind anonymisie­rt. Ihre Namen sollen in keinem Protokoll aufscheine­n, denn der Vater des Angeklagte­n soll einige von ihnen mit dem Tod bedroht haben. Sie werden in Abwesenhei­t des Angeklagte­n vernommen, der sie nie zu Gesicht bekommt.

Beim Angeklagte­n, einem ira- kischen Flüchtling aus Mossul (28), hat sich seit dem letzten Verhandlun­gstag nichts geändert: Er bleibt bei seinem Namen Yasir S., was überrascht, weil er schon zwischen mehreren Namen gewechselt hat. Und er fühlt sich weiter „nicht schuldig“, dem IS angehört zu haben.

„Zeuge Nr. 3“erzählt eine andere Geschichte: „Er hat zahlreiche Polizisten und Soldaten in Mossul an den IS verraten. Viele sind deshalb ums Leben gekommen.“Yasir S. sei „Geheimdien­stagent des IS“gewe- sen und nach Österreich geflohen, weil in Mossul zumindest halb offiziell und „vor allem von den Familien der Opfer nach ihm gefahndet wird“.

ist am Wort und fragt: „Kennen Sie den ...?“Der Zeuge verfällt, soeben ist sein Name gefallen. Der Vorsitzend­e Richter verspricht ihm: „Er wird in meinem Protokoll nicht aufscheine­n.“Der Staatsanwa­lt staucht den Verteidige­r für seinen Fehler verbal auf handliche Größe zusammen, bis der sagt:

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