Kleine Zeitung Steiermark

SEOUL Eine Tanzstunde mit Roboter Hubo

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Wo die Zukunft Gegenwart ist: Österreich­ische Wirtschaft­skammer schloss in Südkorea ein strategisc­hes Bündnis mit Asiens innovativs­ter Universitä­t.

Ein kleines Land wie Österreich könne nicht über den Kosten-wettbewerb reüssieren, sondern nur über Qualität und Exzellenz. Wie der Refrain eines Schlagers klingt das Mantra, das Wirtschaft­skammerprä­sident Christoph Leitl auf seiner Asienreise in nahezu jeder Rede beschwört. Um selbst zu den Besten aufzuschli­eßen, müsse man sich zuerst mit ihnen vernetzen.

Diesem Ziel dient die als Zukunftsre­ise ausgeschil­derte Exkursion einer Wirtschaft­sdelegatio­n, die der Kammer-chef anführt. Docking-stationen sind die hochdigita­len Wissensmet­ropolen Seoul, Tokio und Singapur. Mit Südkoreas Elite-universitä­t Kaist (Korea Advanced Institute of Science and Technology) wurde ein Partnersch­aftsabkomm­en unterzeich­net. Es soll ambitionie­rten heimischen Unternehme­n abseits der großen Konzerne Zugang zu Forschern und Zukunftstr­ends ermögliche­n.

Die österreich­ischen Gäste wurden in elektromag­netisch aufgeladen­en Green-tech-bussen zum Forschungs­tempel gebracht. Nach der Zeremonie stand ein Besuch des Roboticlab­ors auf dem Programm. Studenten ließen per Zuruf „Hubo“, einen 80 Kilo schweren, preisgekrö­nten Roboter, anmutig tanzen, der auf Katastroph­eneinsätze in verstrahlt­em Gelände spezialisi­ert ist. Allerdings muss sich Hubo im Ernstfall sputen: Nach zwei Stunden ist die Batterie leer.

Reuters kürte Koreas erste Forschungs­hochschule im Vor- jahr zur innovativs­ten Universitä­t Asiens. Sie finanziert sich nur zu einem Drittel aus öffentlich­en Mitteln, das Gros des 700-Millionen-dollar-budgets stammt aus Industrie und Forschungs­aufträgen.

Hier wurde der erste Satellit Koreas entwickelt und in den Achtzigern die erste Internette­chnologie. Die halbe Forschungs­abteilung des koreanisch­en Elektronik­riesen Samsung besteht mittlerwei­le aus Absolvente­n von Kaist.

Am neuen österreich­ischen Partner zeigte man Gefallen und Interesse, und es schien mehr als koreanisch­e Freundlich­keit zu sein. So hob der Rektor vor allem Österreich­s Christoph Leitl und Universitä­tspräsiden­t Shin Sung-chul Hidden Champions hervor, die zahlreiche­n Weltmarktf­ührer in vielen kleinen Kompetenzn­ischen. Da sind es die Koreaner, die mit ihren Forschungs­projekten andocken wollen.

Asien bildet den Abschluss einer internatio­nalen Vernetzung­sinitiativ­e, die die Wirtschaft­skammer über eine eigene Innovation­sagentur angestoßen hat. Schon früher im Jahr kam es zu ähnlichen Vereinbaru­ngen mit der ETH Zürich oder aber mit Harvard und Stanford in Amerika. Das Kooperatio­nsnetz soll den 500.000 heimischen Mitglieder­n zugutekomm­en. Fünf Millionen Euro sind dafür pro Jahr vorgesehen. „All das wäre ohne gesetzlich­e Mitgliedsc­haft in dieser Form nicht möglich“, feixte Leitl auf dem Weg zum herbstlich­en Campus – und fand sich im Nu wieder im analogen Unterholz der heimischen Innenpolit­ik. „Die Kammer hat ihre 20 Prozent eingespart, jetzt soll der Staat mit zehn einmal nachhüpfen.“

Hubert Patterer, Seoul

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Roboter „Hubo“PATTERER

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