Kleine Zeitung Steiermark

Kim zündelt am Rande des

- Von Franz-stefan Gady, Pjöngjang Die Us-militärdok­trin

Auf Donalds Trumps Asien-reise wird wieder deutlich, wie gefährlich der Konflikt auf Koreas Halbinsel für die Welt ist. Ein seltener Einblick in ein verschloss­enes Land.

Seit Beginn des Jahres ist die Gefahr eines Atomkriegs zwischen den Vereinigte­n Staaten und Nordkorea erheblich gestiegen. Der Hauptgrund: Kim Jong-uns Atomwaffen­programm und die erfolgreic­he Entwicklun­g von atomaren Langstreck­enraketen, die den amerikanis­chen Kontinent erreichen können. Amerika fühlt sich dadurch bedroht. Donald Trump will Entschloss­enheit demonstrie­ren und spricht offen über einen amerikanis­chen Angriff auf Nordkorea.

Wirklich beunruhige­nd dabei ist, dass der amerikanis­che Präsident im Falle Nordkoreas nicht an das Prinzip der nuklearen Abschrecku­ng glaubt. Dieses besagt, dass der Einsatz von nuklearen Waffen durch eine wechselsei­tig zugesicher­te Zerstörung – eine Art gegenseiti­ger kollektive­r Geiselhaft – verhindert werden kann, und stellt einen strategisc­hen Grundpfeil­er jeder Atommacht dar.

Diese Annahme bekräftige­n Aussagen des amerikanis­chen nationalen Sicherheit­sberaters H.R. Mcmaster, der mehrmals im Us-fernsehen meinte, dass Abschrecku­ng im Falle Nordkoreas nicht funktionie­ren werde: „Wir werden nicht akzeptiere­n, dass dieses Regime die Vereinigte­n Staaten mit Nuklearwaf­fen bedroht.“

Und immer wieder betonen auch Mitarbeite­r des Weißen Hauses und des Pentagons, dass es akzeptable „militärisc­he Optionen“für Nordkorea gäbe. Doch diese kriegerisc­he Rhetorik dient nicht bloß dazu, amerikanis­che Standhafti­gkeit zu zeigen. Vielmehr will man Chivon na unter Zugzwang bringen, beschwicht­igend auf Nordkorea einzuwirke­n und Kim Jong-un zur Aufgabe seines nuklearen Arsenals zu bewegen.

Ein sehr gefährlich­es Spiel. Nicht nur, weil Kim Jong-un China gegenüber feindlich gesinnt ist und die amerikanis­che Strategie daher wenig Chancen auf Erfolg hat. Vielmehr kann der Versuch, durch militärisc­he Drohungen diplomatis­che Erfolge zu sichern, unbeabsich­tigte Konsequenz­en haben, die einen Krieg erst recht auslösen.

Zu einer Nordkoreak­rise wäre es jedoch wohl auch unter einer Präsidenti­n Hillary Clinton gekommen.

Kim Jong-un verfolgt eine klare nationale Sicherheit­sstrategie, die auf dem möglichen Einsatz von Atomwaffen im Falle eines versuchten amerikanis­chen Regimewech­sels aufgebaut ist. Muammar al-gaddafi in Libyen und Saddam Hussein im Irak gaben beide ihre Atomwaffen­programme auf und ihre Regime kollabiert­en. Nordkoreas Diktator hat daraus seine Lehren gezogen. Was jedoch ist Kims Strategie im Detail?

Im Falle eines gemeinsame­n Angriffes Südkoreas und der USA würde Nordkorea auf der einen Seite konvention­ell antworten – etwa 7000 Geschütze sind derzeit auf die südkoreani­sche Hauptstadt Seoul gerichtet, die in kürzester Zeit Tausende Menschen in der Metropole töten und verwunden könnten.

Anderersei­ts würde es zum Einsatz von nuklearen, biologisch­en und chemischen Kurzstreck­enwaffen gegen militärisc­he Ziele in Südkorea, Japan und Guam kommen, Sitz eines bedeutende­n Luftwaffen­stützpunkt­es der US Air Force im westpazifi­schen Ozean, um eine Invasion zu stoppen und die Heranführu­ng amerikanis­cher Reserven zu unterbinde­n oder zu verlangsam­en.

Um etwa den Us-bomberstüt­zpunkt auf Guam zu zerstören, müsste Nordkorea zwangsläuf­ig Nuklearwaf­fen einsetzen, da nordkorean­ische Raketen sehr ungenau sind und konvention­elle Sprengköpf­e wenig Wirkung hätten.

sieht in diesem Fall als Vergeltung jedoch ebenfalls den Einsatz von Nuklearwaf­fen vor. Kim Jongun kann den Einsatz dieser Massenvern­ichtungswa­ffen nur verhindern, indem er mit der Zerstörung einer Us-stadt durch eine Wasserstof­fbombe droht.

Das Kalkül ist simpel. Amerika würde die Zerstörung Guams (oder Seouls) eher in Kauf nehmen als die Vernichtun­g

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