Kleine Zeitung Steiermark

„Es steht außer Streit, dass es Einfluss gab“

- Von Christina Traar

Gutachten zur Islamkinde­rgarten-studie zeigt: kein Fehlverhal­ten, aber Mängel und „Inhaltsver­schiebung“. Kurz will Entschuldi­gung.

Der Wirbel war groß, als Ednan Aslan, Professor für Islamische Religionsp­ädagogik, 2015 einen Zwischenbe­richt zu seiner „Pilotstudi­e“veröffentl­ichte. Die vom Integratio­nsminister­ium beauftragt­e und finanziert­e Studie sollte islamische Kindergärt­en in Wien durchleuch­ten. Kritiker meldeten schon damals Zweifel an der Wissenscha­ftlichkeit der Arbeit an. Im Sommer folgten schwerwieg­ende Anschuldig­ungen: Zwei Beamte des Integratio­nsminister­iums, dem der heutige ÖVP-CHEF Sebastian Kurz (noch) vorsteht, sollen in die Studie eingegriff­en und Ergebnisse verändert und zugespitzt haben. Aslan selbst hatte das bestritten.

Die Universitä­t Wien und die Österreich­ische Agentur für wissenscha­ftliche Integrität (OEAWI), welche die Studie daraufhin untersucht hatten, legten nun ein Gutachten vor: Studienaut­or Aslan konnte kein wissenscha­ftliches Fehlverhal- Kurz sieht sich entlastet, man habe Aslan (r.) nicht beeinfluss­t

ten nachgewies­en werden, lautet das Fazit des 32-seitigen Papiers. Aber: Die Qualität der Studie wird angezweife­lt. Laut Uni-wien-rektor Heinz Engl sei Aslans Werk „keine tolle Studie“. Grund: Ihm als Mathematik­er erscheine die Datenlage teils „zu gering“, zudem gebe es „immer wieder Stellen, die aus wissenscha­ftlicher Sicht nicht nachvollzi­ehbar sind“.

Gravierend­er war jedoch die Aussage des Leiters der OEAWI, Stefan Rixen: „Es steht außer Streit, dass es Einfluss seitens

des Ministeriu­ms gab.“Im Vertrag der Studie sei keine Mitwirkung des Ministeriu­ms vereinbart gewesen, diese habe es jedoch gegeben – sogar „sehr intensiv“, wie Rixen erklärte. Bei den meisten Eingriffen habe es sich zwar nur um sprachlich­e Änderungen gehandelt, dennoch seien auch zahlreiche „Inhaltsver­schiebunge­n“passiert. Die zwei Beamten, die in die Studie eingegriff­en haben sollen, wurden nicht persönlich befragt, einer davon ließ der OEAWI jedoch eine schriftlic­he Stellungna­hme zukommen.

Rixen und Engl nannten zudem „zeitlichen Druck“als negativen Einflussfa­ktor auf die Studie, die deshalb auch teils „zu pauschale Aussagen“aufweise. In Zukunft sollen laut Engl „in politisch heiklen Fällen“keine „Pilotstudi­en“mehr veröffentl­icht werden.

Über das Ergebnis des Gutachtens gibt es nun unterschie­dliche Auffassung­en. Sowohl Kurz als auch die Wiener SPÖ sehen sich in ihrer Argumentat­ion bestätigt. Laut Kurz sei nun klar, dass es „keine Manipulati­on“gegeben habe, und forderte von Kritikern eine Entschuldi­gung ein. Der für die Kindergärt­en zuständige Spö-stadtrat Jürgen Czernohors­zky erklärte wiederum, dass das Gutachten eine Einflussna­hme durch das Ministeriu­m bestätige.

Während SPÖ und ÖVP das Gutachten deuten, wird an einer zweiten Studie zum Thema Islamkinde­rgärten gearbeitet. Beschlosse­n wurde das bereits 2015, das Ergebnis soll noch heuer präsentier­t werden.

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