Ungewohnte Töne in der Aula
Akademische Hallen: Das bedeutet Würde und Gediegenheit, das sind Orte ehrfurchtgebietender Weisheit und papiergefassten Wissens.
Eine akademische Feier, an der in vorderster Reihe der Aula der Bundespräsident sitzt, ist geradezu ein Extremum an protokollarischer Strenge. Wohlgedrechselte Sätze in würdevollem Ton erinnern an höhere Weihen und gesetzte Wörter an Denker in Türmen der wissenschaftlichen Wahrheit.
Doch gestern, bei der Subauspiciis-verleihung an Richard Seebers an der TU Graz (Bericht links), verlief das anders. Seebers Doktorvater, Nicolaos Dourdoumas, setzte mit seiner Lobrede einen so erfrischenden Kontrapunkt, dass Bundespräsident Alexander Van der Bellen, selbst lange Zeit Uniprofessor, verblüfft erklärte: „So eine Laudatio habe ich noch nie gehört.“Der Regelungstechniker Dourdoumas setzte übliche Regeln außer Kraft: Mit einer engagierten, ja leidenschaftlichen Würdigung brachte er eine persönliche Note ins Spiel, die man selten in diesen Hallen hört. eider viel zu selten. Auch wenn Forscher und Wissenschaftler nach außen hin abgeklärt wirken: Ohne Leidenschaft, ohne Kreativität und ohne enormes Engagement ist keine Topwissenschaft zu haben. Und das darf man manchmal auch ruhig zeigen.
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