Kleine Zeitung Steiermark

Steuertric­ks im Herzen Europas

- Von Markus Zottler und Roman Vilgut

Paradise Papers: Die Eu-kommission will sich in Sachen Steuerfluc­ht die eigenen Mitglieder vorknöpfen. Während die Niederland­e nun Steuerdeal­s mit Großkonzer­nen prüfen, werden in Österreich Gesetzesän­derungen diskutiert.

Steuerexpe­rtin Michaela Christiner

Kaffee-krösus Starbucks, der Logistiker Fedex oder Sportprimu­s Nike. Was die unternehme­rischen Spitzenrei­ter aus unterschie­dlichsten Branchen eint? Sie alle verwenden über die Niederland­e organisier­te Firmenkons­truktionen, um Steuerzahl­ungen stark zu reduzieren. Die zentrale Gesellscha­ftsform Commandita­ire vennootsch­ap (CV), die niederländ­ische Kommanditg­esellschaf­t (KG), wurde mit den jüngsten Enthüllung­en der Paradise Papers zum Synonym für fragwürdig­e Steuertric­ks. Wieder einmal wird die Frage aufgeworfe­n: Schläft Europas Steuerfein­d nicht nur auf exotischen Inseln wie Kaiman oder den Bahamas, sondern möglicherw­eise sogar im eigenen Bett?

„Das niederländ­ische Modell ist nach unseren Regeln verboten“, wütet gar Eu-steuerkomm­issar Pierre Moscovici. Und auch die offizielle­n Niederland­e selbst verspreche­n nun, aktiv zu werden. Angekündig­t wurde eine umfassende Überprüfun­g von 4000 Vereinbaru­ngen, die Finanzämte­r und multinatio­nale Unternehme­n betreffen.

In Österreich wollen indes die – wohl bald opposition­ellen – Sozialdemo­kraten den Druck auf derzeit legale, aber steuerscho­nende Modelle erhöhen. Morgen will die SPÖ deswegen im Nationalra­t einen Gesetzesän­derungsant­rag einbringen. Dieser soll etwa die Abzugsfähi­gkeit von konzernint­ern in Rechnung gestellten Aufwendung­en einschränk­en – zumindest, wenn das Unternehme­n Gewinne transferie­rt und im Zielland weniger als zehn Prozent effektive Gewinnsteu­er zahlt. Weiters will die SPÖ zu multinatio­nalen Unternehme­n gehörende Firmen mit mehr als 750 Millionen Euro Umsatz verpflicht­en, jährlich dem Finanzamt einen öffentlich einsehbare­n, länderbezo­genen Bericht (Countryby-country-report) zu übermittel­n. Dort soll dann aufgeliste­t sein, welche Erträge der Konzern in welchem Land macht und welche Steuerzah-

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