Hat Pfleger 106 Patienten getötet?
Nach Abschluss weiterer Untersuchungen rechnen Ermittler damit, dass der Fall um den einstigen deutschen Krankenpfleger Niels H. noch schrecklichere Dimensionen annimmt.
Die Schreckensmeldungen im Fall Niels H. nehmen kein Ende.“So kommentierte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, die neuesten Entwicklungen im Fall des in Deutschland schon als Patientenmörder verurteilten früheren Krankenpflegers.
Niels H. soll in einer der schlimmsten Mordserien der Nachkriegsgeschichte insgesamt 106 Menschen getötet haben. So viele Sterbefälle zählte die Staatsanwaltschaft in zwei Spitälern in Niedersachsen. „Es könnten noch mehr sein“, sagte Oberstaatsanwalt Martin Koziolek von der Anklagebehörde in Oldenburg. Einige mögliche Opfer wurden eingeäschert und konnten daher von den Ermittlern nicht mehr untersucht werden. Eine knappe Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft dokumentierte das Grauen. Mit zwei Tabellen listet die Behörde die Sterbefälle in den Krankenhäusern in Delmenhorst und Oldenburg auf. Dahinter steht das jeweilige Medikament, das H. den Patienten gegeben haben soll.
2015 war der Ex-krankenpfleger wegen zweifachen Mordes, zweifachen Mordversuchs und gefährlicher Körperverletzung zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Nach und nach wurde jedoch das gesamte Ausmaß seiner Taten zur Gewissheit für die Ermittler. Immer mehr Todesopfer ließen sich dem heute 40-Jährigen, der den Patienten helfen sollte, zurechnen.
durchforsteten Hunderte Patientenakten, mehr als 130 Leichen wurden inzwischen exhumiert. In einer Zwischenbilanz zeigte sich Oldenburgs Polizeipräsident Johann Kühme fassungslos: „Die Ergestern kenntnisse, die wir dabei gewinnen konnten, erschrecken noch immer – ja, sie sprengen jegliche Vorstellungskraft.“
Die Ermittlungen ergaben, dass Niels H. in Oldenburg und Delmenhorst sich über Jahre seine Opfer wahllos ausgesucht hatte, um seinen Geltungsdrang zu befriedigen. Der Pfleger spritzte den Patienten ein Medikament, das Herzversagen oder einen Kreislaufkollaps auslöst, um sie dann wiederzubeleben. Sein Kick: Er wollte vor Kollegen als Held dastehen.
Im Zuge der Ermittlungen gehen die Kriminalisten davon