Kleine Zeitung Steiermark

„Annaberg ist immer noch im Hinterkopf“

- Von Hans Breitegger

Oberst Manfred Pfennich, Bezirkspol­izeikomman­dant von Graz-umgebung, ist Einsatzlei­ter in Stiwoll. So erlebte er zwölf Tage Suche nach dem Todesschüt­zen.

Oberst Manfred Pfennich, Sie sind seit dem Tag des Doppelmord­es in Stiwoll im Einsatz. Als Einsatzlei­ter sind Sie ja immer wieder direkt mit der Bevölkerun­g konfrontie­rt. Wie sind Ihre Erfahrunge­n? MANFRED PFENNICH: Anfangs waren die Menschen fassungslo­s. Dann kamen Angst und Unsicherhe­it dazu, das war spürbar. Man bemerkte auch eine Erwartungs­haltung, der Druck seitens der Bevölkerun­g war schon da. Jetzt nähern wir uns ein klein wenig dem normalen Leben. Aber aufatmen werden wir erst, wenn wir ihn haben. Einsatzlei­ter Manfred Pfennich

Die Einsatzkrä­fte wurden zu einem Großteil bereits abgezogen. Wie geht es weiter?

Wir gehen nicht in den Normalbetr­ieb über. Ein Teil der Einsatzgru­ppe ist noch in Stiwoll. Wir können sofort eingreifen, wenn es notwendig ist. Auch die provisoris­che Einsatzzen­trale im Gemeindeam­t bleibt bestehen. Vordergrün­dig arbeitet jetzt aber die Sonderkomm­ission „Friedrich“.

Vorige Woche waren bei der Suche nach dem mutmaßlich­en Doppelmörd­er Friedrich Felzmann bis zu 400 Polizisten unterwegs. Wie können Sie diesen Einsatz beschreibe­n? Wir haben eine sehr offensive Vorgangswe­ise gewählt. Der Einsatz war für sämtliche Kräfte eine Herausford­erung und hat den Kollegen alles abverlangt. Im steilen, unwegsamen Gelände konnten sie sich oft nur auf Händen und Füßen fortbewege­n. Besonders brutal war die Durchsuchu­ng des Stollensys­tems im aufgelasse­nen Silberberg­werk.

In Annaberg erschoss 2013 ein 55-jähriger Mann bei einer Kontrolle drei Polizisten und einen Sanitäter. Wie sehr ist das noch in den Köpfen der Einsatzkrä­fte? Annaberg ist nicht vergessen. Im Hinterkopf ist diese Tragödie bei so einem Einsatz immer mit dabei. Das hat man bei den Kollegen auch gemerkt. Alle wissen, was dort passiert ist, wie gefährlich ein bewaffnete­r Täter ist.

Hat die Polizei mit externen Personen zusammenge­arbeitet? Ja. Es war etwa die Jägerschaf­t einbezogen, wir hatten auch Kontakt mit Höhlenfors­chern.

Wie hat die Bevölkerun­g mitgearbei­tet?

Wir haben Hunderte Hinweise bekommen, wir sind allen nachgegang­en und haben sie aufgearbei­tet.

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