Ort geistiger Flexibilität
man auf Bundesebene sagt, die Bundestheater, die Bundesmuseen sind das Einzige, was der Bund in Wien bezahlt. Und das übrige Kunstförderungsbudget, bei dem es sich ja um eine stattliche Summe handelt, wird auf die Länder aufgeteilt. Stattdessen setzt sich das nach unten fort, in den Ländern, in den Hauptstädten. Anderswo, also in den Regionen, muss mühsam um oft kleinste Subventionen geackert und gerackert werden. Obwohl das Interesse und die Anteilnahme der Bevölkerung an der Kunst in den Regionen um etliches größer sind. Diese Erfahrungen haben wir ja auch immer wieder gemacht.
Also heraus aus den Tempeln? Aus der Stadt herauszugehen, neue Orte und Besucherschichten zu finden – das gehörte für mich auch immer zur kulturellen Gerechtigkeit.
Ein Hauptanliegen der GKP galt zuletzt immer der Fotografie. Lässt sich damit mehr bewirken? Fotografie liefert ein perfektes Abbild von menschlicher und sozialer Wirklichkeit, sie ermöglicht auch völlig neue Sichtweisen und Erkenntnisse. Ich verweise da nur auf die USA. Da sind berühmte Fotografen von den Politikern ausgeschickt worden, um quasi Lageberichte aus den Provinzen zu liefern. Die Fotos sind dann nicht nur in irgendwelchen Regierungsbüros gelandet, sondern in Kunstausstellungen.
Ihr Kommentar zur derzeitigen Grazer Kulturpolitik?
Von heute zurückgedacht, also in die Vergangenheit, ist die kurzatmige Besetzungspolitik der SPÖ die Vorbereitung des aktuellen Desasters gewesen. Da wurden ja fast im Jahresrhythmus Kulturpolitiker gewechselt. Da kann derjenige, der das übernimmt, eigentlich auch machen, was er will. Offensichtlich hat da niemand auch nur eine Minute lang über Konsequenzen nachgedacht. Die all das betrieben oder verursacht haben, können das Wesen von Kunst und Kultur einfach nicht verstanden haben.
Worin besteht es für Sie?
Vor allem zuerst einmal schlicht darin, geistige Bedürfnisse zu befriedigen. Auf mehr als 340 Projekte, Ausstellungen und zum Teil überregionale und internationale Veranstaltungen, die bis in den Iran führten, brachte es die Steirische Gesellschaft für Kulturpolitik (GKP) bisher. Gegründet und ermöglicht wurde sie 1977 durch den Spö-finanzlandesrat Christoph Klauser, auch der spätere Grazer Bürgermeister Alfred Stingl (SPÖ) hatte maßgeblichen Anteil an der Realisierung. Zum Leiter der GKP ernannt wurde Herbert Nichols-schweiger. Er machte die GKP rasch zum Ort geistiger Flexibilität und Zentrum „unbequemer Themen“, frei von Scheu, auch Verdrängungskünste aufzudecken. Mehr als 20 exzellente Publikationen und Bildbände belegen den enorm bedeutsamen Stellenwert der GKP. www.gkp.steiermark.at