Die Wut der Bürger und das Verbrechen
Spektakuläre Verbrechen vermitteln den Eindruck, dass sich Gewalttaten häufen. Die Statistik widerspricht – zumindest bei uns.
Seit zwei Wochen hält ein flüchtiger Gewalttäter eine ganze steirische Region in Atem. Die Schüsse von Stiwoll sind aus heiterem Himmel gekommen, auch wenn der erbitterte Streit der Nachbarn und der sich aufbauende Hass schon länger evident waren.
Tage später überfuhr in New York ein Amokfahrer aus religiösem Hass Radfahrer und tötete acht Menschen. Er fühle sich „gut“, sagte er danach, handelte er doch aus „höheren“Motiven – im Dienst eines religiösen Wahns. Der „Islamische Staat“reißt in seinen Todeszuckungen noch Menschen in den Abgrund – in New York, in London, Paris, Berlin und wo immer er zuschlagen kann.
Und es ist gerade einmal eine Woche her, dass ein Mann in Texas eine Kirche stürmte und mit einer automatischen Waffe binnen Minuten 26 Menschenleben auslöschte, darunter das Leben eines ungeborenen Kindes.
Gibt es eine Konstante, die sich durch alle diese Taten zieht? Können krankhafte Gerechtigkeitsfanatiker, religiöse Eiferer und blindwütige Amokschützen etwas gemein haben? Vielleicht den wachsenden Hass und das Fallen jeglicher hemmender Schranken? Haben „Wutbürger“oder „besorgte Bürger“in den politischen Auseinandersetzungen der vergangenen Jahre mitgeholfen, die Saat zu säen, die Gewalt gegen Andersdenkende plötzlich denkbar macht oder gar legitim erscheinen lässt? Oder hat sich das wieder die Lügenpresse ausgedacht? In Deutschland gibt es fast täglich Übergriffe auf Asylunterkünfte.
Und in den USA? Zumindest Waffen sind dort leichter verfügbar. Präsident Donald Trump hatte zu Texas gleich eine Antwort parat: „Wir haben ein Problem mit mentaler Ge- sundheit, nicht mit den Waffengesetzen.“Und das war nicht selbstkritisch gemeint.
Die Air Force, die den Amokschützen von Texas unehrenhaft entlassen hatte, der angeblich später aus Hass auf seine Schwiegermutter getötet hat, hatte vergessen, dessen mentale Probleme an das FBI weiterzumelden. So konnte er problemlos Waffen kaufen.
Fast ist angesichts dessen schon vergessen, dass erst am 1. Oktober ein Mann in Las Vegas auf die Besucher eines Konzerts gefeuert und 58 Menschen getötet und 515 verletzt hat. Die Verfügbarkeit von Waffen spielt laut Us-regierung bei all dem keine Rolle. Ihr passt ins Bild, dass der Schütze von Texas von einem ehemaligen Waffeninstruktor der National Rifle Association (NRA), der einflussreichen Us-waffenlobby, verfolgt und gestellt wurde. Deren Argument: Man braucht sogar noch mehr Waffen, um Unschuldige zu verteidigen.
Gewalt ist generell ein männliches Problem, und da vor allem ein Problem jüngerer Männer. Tendenziell sinken die Zahlen von Gewaltdelikten, vor allem von jugendlichen Gewalttätern in Deutschland, aber auch in Österreich. Es gibt aber einen gegenläufigen Trend: Die Experten orten „erhöhte Gewaltbereitschaft bei gesunkener Hemmschwelle und teilweise brutaleres Vorgehen“.
sind umstritten: problematische Wohnviertel und Milieus, mangelnde Perspektiven und Anerkennung, das Gefühl, abgehängt zu sein, mangelndes Selbstwertgefühl, Neid, Langeweile ... Auch die Klassiker – brutale Filme und Gewaltspiele – werden ins Treffen