Kleine Zeitung Steiermark

Bund-länder-reform in der Endlosschl­eife

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2016 eingesetzt­e Reformgrup­pe beginnt wieder bei null. / Steirer wollen Bundesbehö­rden. / Viel Kritik in Landtag und AK.

In Wien gibt es noch keine Regierung, aber die Beziehung Bund – Länder ist schon heftigen Belastungs­proben ausgesetzt. Bei der Lh-konferenz in Vorarlberg machten die Länder dieser Tage kräftig Druck. Sie fordern eine Bereinigun­g der Kompetenze­n und mehr als 200 Millionen Euro für den Mehraufwan­d nach der Abschaffun­g des Pflegeregr­esses.

Doch die Beharrungs­kräfte waren bisher groß. In Erinnerung ist noch der Vorstoß von Hermann Schützenhö­fer: Er hat vor einem Jahr bei der Lh-konferenz in Graz ehrgeizige Reformen eingemahnt, als erstmals die damalige Regierungs­spitze mit Kanzler Christian Kern und Vize Reinhold Mitterlehn­er am Ländertref­fen teilnahm. Damals wurde sogar eine „Umsetzungs­gruppe“mit acht Spitzenpol­itikern aus Bund und Land formiert, die bereits heuer Ergebnisse liefern wollte.

Doch dann kam die Neuwahl, und jetzt steht man wieder bei null. Schützenhö­fer will einen Neustart: „Ich werde darauf drängen, dass es nach der Regierungs­bildung rasch zu einem Bund-länder-gespräch kommt.“Die Reformgrup­pe solle neu formiert werden. Sie soll nicht nur den nächsten Finanzausg­leich (der erst in vier Jahren kommt) gründlich vorbereite­n, sondern vor allem eine verbindlic­he Kürzung der Dauer von Behördenve­rfahren auf maximal drei Monate umsetzen. Und nach wie vor steht auch eine einheitlic­he Mindestsic­herung für ganz Österreich auf der Tagesordnu­ng.

SPÖ-VIZE-LH Michael Schickhofe­r hat ebenfalls Forderunge­n an den Bund: Bei der Neuorganis­ation von Bundesbehö­rden solle künftig ein Standort nicht in Wien, sondern in den Bundesländ­ern „zwingend ins Auge gefasst werden“. Denn die Zentrierun­g der Potenziale in Wien schade den Regionen. Der Spö-politiker würde sich etwa Montanbehö­rden in Leoben oder Datenschut­zbehörden in Kapfenberg wünschen.

Gar nichts hält Schickhofe­r allerdings von der Absiedlung des Umweltbund­esamtes von Wien nach Klosterneu­burg, die jüngst von Övp-minister Andrä Rupprechte­r verfügt wurde. Dabei handle es sich nur um ein „schwarz-türkises Wahlkampfg­eschenk“. Umsiedlung­en sollten anhand eines Plans und nur dann erfolgen, wenn sowieso eine Neuformier­ung der betreffend­en Behörde ansteht.

Auch der Landtag befasst sich mit den Regionen: Am kommenden Diens- tag beschließt er das lange vorbereite­te Regionalen­twicklungs­gesetz. Dieses stärkt die Regionalma­nagements vor Ort, bedeutet aber auch einen Aufbau von Personal und Ressourcen. Deshalb gibt es, etwa von den Grünen, Kritik.

Sowohl FPÖ als auch Grüne werden im Landtagspl­enum auch die fragwürdig­e Art der Postenbese­tzung im Universalm­useum Joanneum zum Thema machen. Die FPÖ fordert wie berichtet eine Neuausschr­eibung. Grünen-chef Lambert Schönleitn­er wird beantragen, dass der Landtag den Landesrech­nungshof mit der Prüfung des gesamten Auswahlver­fahrens betrauen soll.

Die Regierungs­verhandler Sebastian Kurz und Heinzchris­tian Strache haben als eines ihrer Ziele formuliert, dass es „volle Transparen­z über staatliche Förderleis­tungen“geben soll. Auch dieses Thema führt nun zu einer Befragung im Landtag. Fpö-klubchef Mario Kunasek will von LH Schützenhö­fer wissen, weshalb es das Land bis heute verabsäumt hat, die Daten von Subvention­sempfänger­n in die schon im Jahr 2010 beschlosse­ne Transparen­zdatenbank einzuspeis­en. Kunasek sieht diese Aktion als „Nagelprobe für die ÖVP“, ob sie es ernst meint mit der Transparen­z. Erst Anfang November hatte der Rechnungsh­of die Transparen­zmängel kritisiert.

Auch in der Arbeiterka­mmer macht sich die neue politische Konstellat­ion bemerkbar. Die Vollversam­mlung am letzten Donnerstag verlief hitzig. Fpö-fraktionso­bmann Harald Korschelt beantragte einen „Österreich-konvent“zur Neuordnung der Arbeiterka­mmer samt Abstimmung über die Pflichtmit­gliedschaf­t. Die Spö-fraktion empfand dies als Frontalang­riff.

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Zurück an den Start: Die im Herbst 2016 eingesetzt­e „Umsetzungs­gruppe“für Reformen muss neu formiert werden APA
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Von Ernst Sittinger

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