„Natürlich ist die Frage ständig da: Warum ich?“
Manuela Karner (54), Vizebürgermeisterin im Kärntner Wolfsberg, wurde Anfang Oktober bei einem Geisterfahrerunfall auf der A 2 lebensgefährlich verletzt. Jetzt kämpft sie sich zurück ins Leben.
Sie waren mit dem Auto nach Pinkafeld zum Unterricht an der Schule für Sozialbetreuungsberufe unterwegs. Und dann der Unfall. Was war das Erste, an das Sie gedacht haben, als Sie aus dem künstlichen Tiefschlaf erwachten?
MANUELA KARNER: Ich habe als Erstes versucht, meine Zehen zu bewegen. Als ich gesehen habe, dass es geht, habe ich gewusst, das ich wieder aktiv ins Leben zurückkommen werde. Zu wissen, dass ich nicht querschnittgelähmt bin, war der schönste Moment in meinem Leben. Es war auch gleichzeitig der emotionalste Moment, für mich, aber auch für meine Familie.
Können Sie sich an den Unfall erinnern?
Nein. Das ist ein tiefenpsychologisches Phänomen. Es ist zwar alles da, aber der Körper sagt einem: Es ist noch nicht die Zeit dazu. Die physische Heilung ist derzeit vordergründig.
Sie sind selbst Psychologin. Kann man sich in einem solchen Moment helfen?
Ich habe eine professionelle Begleitung. Die Psyche muss natürlich mitbehandelt werden. Das ist wichtig.
Welche Verletzungen haben Sie aufgrund des Unfalls?
Es sind viele Verletzungen des Körpers und der Seele da. Durch die Wucht des Aufpralls habe ich einen Herzbeutel-riss erlitten. Aufgrund der drohenden Lebensgefahr wurde ich in Graz notoperiert. Mithilfe eines Implantates wurde der Herzbeutel wieder rekonstruiert. Dann mussten wir zwei Tage zuwarten, ob mein Herz weiter schlägt. Das hat es zum Glück getan. Die Ärzte sagten mir, dass das auf meine körperliche Fitness zurückzuführen sei. Ich habe außerdem eine Niere verloren, einen kompletten Beckenbruch erlitten, einen Fersenbruch und Frakturen an beiden Beinen. Derzeit kann ich nur im Bett liegen. Der Heilungsprozess dauert acht bis zwölf Wochen. Erst dann kann ich meine ersten Schritte machen. Ich werde wieder gehen können, aber es wird ein langer Weg.
Wie geht es nun weiter?
Es war wichtig für mich, ins Krankenhaus nach Wolfsberg zu kommen. Ich fühle mich hier zu Hause. Es gibt tägliche Therapien zur Mobilisierung, Lymphdrainagen und spezielle Schmerzbehandlungen. Nach dem Aufenthalt im LKH werde ich gleich die Reha antreten. Ich werde mitarbeiten, so gut ich kann, um schnell wieder in mein schönes und aktives Leben zurückkehren zu können.
Aber kann man nach einem solchen Erlebnis wieder zurück in den Alltag?
Natürlich ist die Frage ständig da: Warum ich? Man sucht nach dem Sinn, nach zumindest einem Fünkchen Erklärung. Ich möchte an meinem Leben aber nichts ändern, ich werde weiterhin unterrichten, meine Praxis betreiben und als Vizebürgermeisterin für die Menschen in Wolfsberg da sein.
Was gibt Ihnen die Kraft diese positive Einstellung?
Ich habe von so vielen eine ehrliche Anteilnahme erfahren. Es ist dieses Wohlgefühl, nicht alleine gelassen zu werden. Das gibt mir unheimlich viel Kraft.
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