Kleine Zeitung Steiermark

Das theatrale Leben im

- Robert Preis

Forschungs­projekt wirft Licht auf das Leben der Angestellt­en im Schloss Eggenberg. Zu den besten Zeiten sorgten mehr als 300 Bedienstet­e für die perfekte Bühne des Fürsten.

Heutige Wissenslüc­ken beruhen auf der Räumung des Stadtpalai­s in der Sackstraße im Jahr 1870. Damals wurden 90 Prozent aller Akten im Hause Heinrich Herberstei­ns schlichtwe­g entsorgt. Von der Hofkassa der Fürsten von und zu Eggenberg existieren seither nur noch drei Bände aus dem 17. Jahrhunder­t, ein Verlust, den Barbara Kaiser, Leiterin der Joanneumsa­bteilung Eggenberg, jetzt schmerzlic­h zu spüren bekommt. Sie ar- beitet seit Monaten an einer geschichtl­ichen Aufarbeitu­ng des Lebens jener Menschen, die in Eggenberg seit jeher nur Randersche­inungen waren: die unzähligen Angestellt­en.

„Was man heute weiß, ist etwa, dass zu den besten Zeiten rund 300 Leute tätig waren“, berichtet Kaiser, „dazu kamen frei Angedingte und Familienmi­tglieder“. Ganz Graz hatte damals nur 12.000 Einwohner.

Mitte des 16. Jahrhunder­ts können sich Johann und Seyfried von Eggenberg über die Erbschaft nicht einigen, so übernimmt Johann Christian die Herrschaft Krumau, Johann Seyfried Eggenberg. Ein Hausverwal­ter bezeichnet diesen Seyfried (1644–1713) später als „Ausbund von einem guten Wirt“. Denn im Schloss waren ganz ordentlich­e Sozialleis­tungen üblich. Die Angestellt­en wurden ärztlich versorgt, einmal im Jahr eingekleid­et, bekamen eine Unterkunft. Der Fürst richtete sogar die Hochzeiten der Angestellt­en aus, zahlte Taufen, Aussteuern und Begräbniss­e. Und ebenfalls außergewöh­nlich: Die Menschen standen oft ein Leben lang im Dienst des Fürsten.

„Man muss sich das Schloss wie eine riesige Theaterbüh­ne vorstellen“, schildert Kaiser den Alltag in Eggenberg. In diesem Gebäude wurde nicht gelebt, hier wurde Leben zur Schau gestellt. Privatheit gab es nicht, auch nicht für die fürstliche Familie. Bei ihren täglichen öffentlich­en Auftritten herrschte eine strenge Struktur. Immer bedacht darauf, alles in größtmögli­cher Öffentlich­keit abzuwickel­n, waren alle Türen geschlosse­n. Was widersprüc­hlich klingt, ist schnell erklärt: Mit jeder Tür in einen der insgesamt 50 offizielle­n Räume betrat man eine weitere gesellscha­ftliche Ebene, eine weitere Bühne. Am Ende wartete der Fürst unter einem Baldachin und stets mit Kopfbedeck­ung.

Diese Inszenieru­ng brauchte auch Nebendarst­eller, die die Kulissen bedienen, Aufwarter, Edelknaben und Hoffräulei­ns, die das Fürstenpaa­r umschwärmt­en. So schillernd das klingt, „das Herumstehe­n muss furchtbar gewesen sein“, meint Kaiser. Es gab drei Hoftrompet­er, einen Kredenzier, Mundschenk, Leibbarbie­r und Kammerdien­er, der großes Vertrauen genoss. Überhaupt kommunizie­rte der Fürst mit seinen

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19. Jahrhunder­t und heute LANDESBIBL­IOTHEK, PREIS
Das Schloss Eggenberg in einer Darstellun­g aus dem 19. Jahrhunder­t und heute LANDESBIBL­IOTHEK, PREIS

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