Das theatrale Leben im
Forschungsprojekt wirft Licht auf das Leben der Angestellten im Schloss Eggenberg. Zu den besten Zeiten sorgten mehr als 300 Bedienstete für die perfekte Bühne des Fürsten.
Heutige Wissenslücken beruhen auf der Räumung des Stadtpalais in der Sackstraße im Jahr 1870. Damals wurden 90 Prozent aller Akten im Hause Heinrich Herbersteins schlichtweg entsorgt. Von der Hofkassa der Fürsten von und zu Eggenberg existieren seither nur noch drei Bände aus dem 17. Jahrhundert, ein Verlust, den Barbara Kaiser, Leiterin der Joanneumsabteilung Eggenberg, jetzt schmerzlich zu spüren bekommt. Sie ar- beitet seit Monaten an einer geschichtlichen Aufarbeitung des Lebens jener Menschen, die in Eggenberg seit jeher nur Randerscheinungen waren: die unzähligen Angestellten.
„Was man heute weiß, ist etwa, dass zu den besten Zeiten rund 300 Leute tätig waren“, berichtet Kaiser, „dazu kamen frei Angedingte und Familienmitglieder“. Ganz Graz hatte damals nur 12.000 Einwohner.
Mitte des 16. Jahrhunderts können sich Johann und Seyfried von Eggenberg über die Erbschaft nicht einigen, so übernimmt Johann Christian die Herrschaft Krumau, Johann Seyfried Eggenberg. Ein Hausverwalter bezeichnet diesen Seyfried (1644–1713) später als „Ausbund von einem guten Wirt“. Denn im Schloss waren ganz ordentliche Sozialleistungen üblich. Die Angestellten wurden ärztlich versorgt, einmal im Jahr eingekleidet, bekamen eine Unterkunft. Der Fürst richtete sogar die Hochzeiten der Angestellten aus, zahlte Taufen, Aussteuern und Begräbnisse. Und ebenfalls außergewöhnlich: Die Menschen standen oft ein Leben lang im Dienst des Fürsten.
„Man muss sich das Schloss wie eine riesige Theaterbühne vorstellen“, schildert Kaiser den Alltag in Eggenberg. In diesem Gebäude wurde nicht gelebt, hier wurde Leben zur Schau gestellt. Privatheit gab es nicht, auch nicht für die fürstliche Familie. Bei ihren täglichen öffentlichen Auftritten herrschte eine strenge Struktur. Immer bedacht darauf, alles in größtmöglicher Öffentlichkeit abzuwickeln, waren alle Türen geschlossen. Was widersprüchlich klingt, ist schnell erklärt: Mit jeder Tür in einen der insgesamt 50 offiziellen Räume betrat man eine weitere gesellschaftliche Ebene, eine weitere Bühne. Am Ende wartete der Fürst unter einem Baldachin und stets mit Kopfbedeckung.
Diese Inszenierung brauchte auch Nebendarsteller, die die Kulissen bedienen, Aufwarter, Edelknaben und Hoffräuleins, die das Fürstenpaar umschwärmten. So schillernd das klingt, „das Herumstehen muss furchtbar gewesen sein“, meint Kaiser. Es gab drei Hoftrompeter, einen Kredenzier, Mundschenk, Leibbarbier und Kammerdiener, der großes Vertrauen genoss. Überhaupt kommunizierte der Fürst mit seinen