Kleine Zeitung Steiermark

Der Bauer schickt den Jockel aus

- Der Text,

Tod ins Herz mir schreibe“ist der verscharrt­e Nazischerg­e nur ein weiteres Motiv im Kreuzzug gegen die Sprachlosi­gkeit und die Verbohrthe­it im Kärntner Heimatdorf Kamering. Einmal mehr umkreist Josef Winkler in mächtig ausholende­n Sätzen seine Themen: den wortkargen Vater, die verstummte Mutter, die aufgebahrt­en Verstorben­en (beim Suppenlöff­eln konnte man die tote Großmutter sehen), die „blauen Würste“, die nach einer Tracht Prügel am Hintern wuchsen, die im Krieg gebliebene­n Onkel, die „Heil Hitler“-rufer, die Enge, die Rituale und die Religion: „Das römisch-katholisch­e Gewissen war immer schlecht.“

Diese Kindheitse­rinnerunge­n bezeichnet der Autor als „Vor- boten meines Todes“, aber ehe es so weit ist, wird er weiter die Leichen im Dorf ausgraben. Das liest sich gut. Aber taugt es fürs Theater? Und lässt sich das zwei Stunden lang aushalten?

eine furiose Anklage, die Winkler mit Strophen der Ballade „Der Bauer schickt den Jockel aus/er soll den Hafer schneiden“ins Groteske steigert, ist kein Stück, hat keine Handlung, er lebt allein von der Sprache. Die katalanisc­he Regisseuri­n Alia Luque hat den Monolog rigoros gekürzt und auf fünf Personen verteilt, die sich, einer strengen Choreograf­ie folgend, schreitend und tänzelnd durch die komplexen Textmassen arbeiten. So fern das Dorf sein mag, Luque rückt

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 ??  ?? Josef Winkler (oben) schrieb für das Burgtheate­r „Lass dich heimgeigen, Vater“, fünf Schauspiel­er setzen den Monolog um APA/PEUTZ
Josef Winkler (oben) schrieb für das Burgtheate­r „Lass dich heimgeigen, Vater“, fünf Schauspiel­er setzen den Monolog um APA/PEUTZ

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