ORF 2/ARD, 20.15 UHR Sprücheklopfer und ein schlechtes Horoskop
Der „Tatort“geht heute dorthin, wo Opfer bekommen, was ihnen zusteht – oder nicht.
Neues aus Dresden: Der Abteilungsleiter einer Versicherungsanstalt wird in seinem Büro durch einen Scharfschützen erschossen. Wirklich traurig ist über den Todesfall aber niemand, weshalb die Ermittler aus einer breiten Palette von Verdächtigen schöpfen können. Keine schlechten Voraussetzungen für einen Krimi.
Das Dresdner Team legte im Vorjahr einen merkwürdigen Start hin: Kaum hatten die Fernsehkommissare ihre Arbeit aufgenommen, kam ihnen bereits in Folge eins ein tödlich getroffenes Teammitglied (Jella Haase) abhanden. Während Haase aktuell mit erprobtem Prolo-charme in „Fack ju Göhte“einmal mehr im Kino reüssiert, absolvieren ihre Kurzzeitkollegen aus Dresden ihren mittlerweile vierten Fall.
„Auge um Auge“heißt die heutige Episode, die von einer kompromisslosen Versicherungsbranche erzählt, in der der Profit alles und die Kundenzufriedenheit nichts bedeutet, sobald ein Schadensfall eingetreten ist. An diesem knallharten Geschäft gewinnt nicht nur das fiktive Versicherungsunternehmen ALVA, sondern die „Tatort“-freunde: Gorniak (Karin Hanczewski) und Sieland (Alwara Höfels) ermitteln sich durch einen abwechslungsreichen Plot, in dem auch Nebenfiguren mit viel Liebe zum Detail ausgestattet sind. Großartig gibt Ramona Kunze-libnow („Charité“) eine Sekretärin vom alten Schlag, entzückend auch Leon Ulrich (ehemaliges Ensemblemitglied des Grazer Schauspielhauses) als verliebter Itexperte.
Allzuernst wird es trotz des gesellschaftspolitischen Anspruches nicht, im Zweifelsfall hat in Dresden das Sprücheklopfen immer Vorrang: „Ich hab jetzt Angst, mein Horoskop ist nicht gut.“