Über Goisern und die Welt
ter wie eine Klette an ihm picken sollte. Goisern geht weg aus Goisern, bummelt durch Südafrika, heiratet in Kanada, gründet Ende der 80er-jahre zurück in Österreich die Alpinkatzen. Diese Viecher, sie sind Segen und Fluch zugleich, sie schnurren und kratzen. Mit „Koa Hiatamadl“kracht Goisern in den kommerziellen Olymp – und landet gleichzeitig in einer Schublade, die ihm den Atem nimmt, weil sie immer schon zu eng war. Auf der Lade stand: Alpinrock. Die Haare waren inzwischen kürzer, aber der Kopf darunter noch immer renitent. Auf dem Höhepunkt der Karriere macht Goisern Schluss mit den Katzen und wechselt das Metier – und den Kontinent. Auf ausgedehnten Reisen nach Tibet und Tansania erweitert er seinen musikalischen Horizont und kehrt als personifizierter Schmelztiegel zurück. Aus dem umjubelten Alpinrocker wider Willen wird ein Weltmusiker und Weltenbürger aus tiefster Überzeugung, dem jeder missionarische Eifer fern ist, dafür die universelle Sprache der Musik umso näher.
Weil alles im Fluss ist und uferlos, hatte jenes Projekt, das Hubert von Goisern von 2007 bis 2010 beschäftigte, einen ebenso hohen Symbolcharakter wie seine eingangs erwähnte Namenswahl. Auf einem Konzertschiff musizierte er mit Band und wechselnden Gastmusikern die Donau entlang – vom Schwarzen Meer bis zur Nordsee. Obwohl das Buch dazu „Stromlinien“heißt, war der Autor davon eines nie: stromlinienförmig. Alles Gute zum Geburtstag, Hubert, wo auch immer du gerade so beredsam schweigst.