Mann o Mann! Immer zwischen den Fronten
Zum Weltmännertag nur nicht aus der Rolle fallen: Wie männliche Filmrollen ein Abbild ihrer Zeit sind. Von hart zu zart, von Haudegen zu Hausmann.
und dem Boxring geriet Sylvester Stallone oft gefährlich ins Wanken. Seine weibliche Entsprechung steht ihren Mann an der Seite des zaudernden Prügelknaben, der natürlich nur ganz kurz zaudert und sich bewusst wird, dass ein Mann tun muss, was ein Mann tun muss. Und dazu gehört in den 70ern und 80ern, seinen Körper zu stählen. Der Körper wird zur zusätzlichen Ausdrucksform: Mann lässt die Muskeln spielen. Und wie im Falle Stallone auch seine Macht, der auch wegen sexuellen Übergriffs in die Kritik geraten ist. Kramer vs. Kramer, 1979. Doch zu dieser Zeit gibt es nicht nur Rocky und Conan, den Barba- ren, sondern erste Wegweiser in Richtung Postmoderne. So wandelt sich der Werbefachmann Ted Kramer vom Wochenendvater zum Vollzeitpapa. Auf der großen Leinwand wird gezeigt, dass sich die Frage „Kind statt Karriere?“nicht immer die Frau stellen muss. Auch wenn sich diese Frage für die Frau im realen Leben erst viel später stellen sollte.
Indiana Jones, 1981. Indianer kennen keinen Schmerz, lautet das Motto der Achtziger, denn Kompromisse machen andere. Harrison Ford, Vorsitzender der Abenteurer-gewerkschaft, zeigt seinen weiblichen Mitreisenden gerne, dass man sich im Leben nicht alles gleichberechverantwortung tigt ausreden muss. Der Mann darf wieder Herr in seinem Revier sein. Und das ist bevorzugt der Abenteuerspielplatz, wo eines sicher nicht erwünscht war, und zwar: Kinder.
Top Gun, 1986. Tom Cruise fürchtet weder Tod noch Teufel. Der adrenalingetränkte Kampfpilot Maverick brachte den Männern vor allem zwei modische Tarnkappenbomber für den „Highway to the Dangerzone“: die Pilotenjacke und die Pilotenbrille. Noch heute glaubt Mann an die Instantwirkung dieser Devotionalien, die der Legende nach besagt: von null auf cooler Hund in drei Sekunden. Vielleicht sollte man sich aber auch darüber lustig machen, dass dieses Abziehbild von einem Klischee den Sprung von der Leinwand in die Realität geschafft hat und sich hartnäckig hält. Und zwar bei beiden Geschlechtern. Das gilt auch für den Wunschtraum von „Take My Breath Away“, der nach wie vor existiert.
Wall Street, 1987. Michael Douglas als der moderne Prädator, der für den Erfolg über Leichen geht. Der Anzug ist die Kampfmontur des Businesskriegers, der Geschäftsabschluss die gewonnene Schlacht. Die Botschaft des Films: Die Attraktivität des Mannes steigt proportional zur Größe seines Aktienpakets. Macht macht sexy. Eine Botschaft wie ein Freibrief, der die Frau zum Freiwild macht. Keinohrhasen, 2006. Knapp 20 Jahre später wird die Machorolle im Schonwaschgang weichgespült. Til Schweiger als Macho, der strafversetzt im Kindergarten seine wahre Berufung findet.
Schön langsam sickert die Erkenntnis durch, dass eben doch nicht alle Männer Boxer, Kampfpiloten, Manager oder Harrison Ford sein können.