Kleine Zeitung Steiermark

Zur Person

- Rainer Pfuhler,

bar zu lesen. Aber sie hat in vielem recht, wie etwa bei der Männerkonk­urrenz. Ich kann das mit den Ergebnisse­n unserer Studie nur bestätigen. Testostero­n haben wir, aber das ist von Mann zu Mann unterschie­dlich ausgeprägt.

In den Neurowisse­nschaften ist die Geschlecht­erdifferen­zforschung ein Dauerbrenn­er: Es gibt Tausende Studien zu den Unterschie­den zwischen Mann und Frau. Bleibt davon mehr als die Erkenntnis, dass Männer besser einparken können und Frauen einfühlsam­er sind?

Die Hirnforsch­ung hat wirklich viel geleistet – und viel Nebuloses auf eine naturwisse­nschaftlic­he Basis gestellt. Aber dass man aus den Ergebnisse­n ein Verhalten ableiten und komplexe Zusammenhä­nge beschreibe­n könnte, das ist noch nicht gelungen. Gerade bei der Geschlecht­erdifferen­zierung geht die Aussage der einen Studie in die eine Richtung und die andere in die entgegenge­setzte. Die Conclusio sollte nicht in Plattitüde­n kulminiere­n, die man schon in den 70er-jahren nicht hören konnte. Wenn Sie sich einen Porsche kaufen wollen und in ein Autohaus gehen, dann kann man mit der Neuroforsc­hung nachweisen, in welchem Areal im Gehirn etwas aufflacker­t. Man kann damit aber nicht erklären, welches Modell Sie bevorzugen: den 911er oder doch den Cayenne?

Welche Rolle ist heute gefragt beim Mann?

Das ist ja das Problem: Viele Männer sind verunsiche­rt, weil sie das nicht wissen. Viele müssen erst wieder ihre Rolle finden, in der sie den Frauen auf Augenhöhe begegnen und auch ihre Wünsche und Hoffnungen durchsetze­n können.

Nun ist es aber doch so, dass sich in den Machtzirke­ln, abgesehen von Angela Merkel und wenigen anderen Frauen, vor allem Männer in dunklem Zwirn die Welt untereinan­der aufteilen.

Das stimmt, in diesen Kreisen ist es noch immer fast eine reine Männerwelt.

Weil die Männer bessere Seilschaft­en bilden?

Ja, und dabei erlebt man ja ein archetypis­ches Vorgehen: Man hält sich an Menschen, die einem ähnlich sind. Und die Seilschaft­en werden dazu benutzt, dass immer ähnliche Menschen nach oben kommen. Das wurde ja über Jahrzehnte trainiert. Frauen haben es sehr, sehr schwer, da hineinzuko­mmen.

geb. am 5. Mai 1963 in München. Bwl-studium, im Nebenfach Psychologi­e. Er ist verheirate­t und lebt in Essen. Marketing-chef des „Rheingold-salon“in Köln. Das Unternehme­nsberatung­sund Marktforsc­hungsinsti­tut hat eine Studie unter 1000 Männern im Alter zwischen 30 und 60 Jahren durchgefüh­rt. Neben quantitati­ven Befragunge­n wurden 50 tiefenpsyc­hologische Interviews geführt. Themenbere­ich: Wie ist das Lebensgefü­hl der Männer heute?

Einige Fakten: Männer werden doppelt so oft chronisch krank wie Frauen, trinken sich häufiger zu Tode und laufen öfter Amok. Im Bildungswe­sen gelten Buben als Verlierer, und am Ende sterben Männer statistisc­h gesehen sechs Jahre früher als Frauen: Ist der Mann heute das schwache Geschlecht?

Wenn man sich nur diese Zahlen ansieht, muss man Ja sagen. Oh Gott, wir sind ja echt die Armen! Aber es gibt eine ganze Menge anderer Dinge, die ein Männerlebe­n ausmachen. Wie er lebt, welche Ideale er hat ...

Wann ist ein Mann ein Mann? Wenn er auch zu seinen Schwächen steht, denn letztlich macht ihn das selbstsich­er. Respektvol­l miteinande­r umgehen, das sollte nicht nur zwischen Mann und Frau gelten, das sollte die Basis unserer Gesellscha­ft sein.

 ??  ??
 ??  ?? Wie Michelange­los David muss offenbar auch das Image der Männer aufpoliert werden APA
Wie Michelange­los David muss offenbar auch das Image der Männer aufpoliert werden APA

Newspapers in German

Newspapers from Austria